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Diese Iren!

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„DIVIDENDEN“, neun Liebesgeschichten von Sean O'Faolai n, Ausgewählt übersetzt von Elisabeth Schnack. Diogenes-Verlag 1969. 363 Seiten. DM 19.80.

Diese Iren! Was für ein Volk! Wo sind sie nicht unter den Ersten? In der Politik. In der Literatur: Shaw, Joyce, Beckett. Ihre Abgeschlossenheit macht sie so groß, die Hartnäckigkeit, mit der sie diese und damit ihre Eigenart und Selbständigkeit verteidigen. So erinnern sie an die Juden, mit denen sie auch die späte Staatsgründung (1922) und die tiefe Religiosität gemein haben. Wenn der irische Nobelpreisträger von 1969 diese Auszeichnung nicht in seiner Muttersprache errang, so ist damit noch eine weitere Parallele aufgezeigt. Kann ein stärkerer Beweis für die sublimierte Geistigkeit dieses Volkes gedacht werden? Der Leser wird auch dem Autor dieser neun Liebesgeschichten, dem Iren O'Faolain, höchste Bewunderung zollen. Ohne seine geistige Herkunft von Joyce leugnen zu wollen, dessen Dubliner Linie er etwa fortsetzt — bekennen wir doch ohne weiters, daß der heute Siebzigjährige uns zwar nicht formal, so doch inhaltlich mehr zu sagen hat als sein zweifellos größerer Vorgänger. Machen wir uns nichts vor: Die Joyce-Welle kam zu spät zu uns. Wir waren schon wieder woanders. Doch darüber kann man streiten. Nicht zu bestreiten ist der Wert dieses Buches. Aus ihm spricht das Herz eines echten Dichters und Menschen unserer Tage.

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