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Ein Weltentwurf in Bildern

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In der Kunst.Halle.Krems, ehemals Minoritenkirche Stein, wird bis 26. Oktober Slawenromantik und Erlösungssymbolik lebendig.

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In der Kunst.Halle.Krems, ehemals Minoritenkirche Stein, wird bis 26. Oktober Slawenromantik und Erlösungssymbolik lebendig.

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Weltberühmt wurde der 1860 in Ivancice (Südmähren) geborene Alfons Mucha mit seinen jugendstiligen Plakaten. Die Kopien verkaufen sich auch heute noch beachtlich. Untergegangen in der Bezeption ist das von ihm selbst geplante und ohne Auftraggeber entstandene Hauptwerk „Das slawische Epos", das er zwischen 1911 und 1928 schuf. Auf zwanzig Leinwänden - die größten sind knapp 50 Quadratmeter — hat er die seiner Meinung nach wichtigsten Ereignisse aus der Geschichte der Slawen festgehalten, vierzehn davon sind in Krems zu sehen.

Mucha wollte einen Weltentwurf, ein Welttheater in gemalten Bildern, deren Zweck es sei „ ... Brücken zu schlagen, denn uns alle muß die Hoffnung nähren, daß die gesamte Menschheit sich näher kommt und zwar umso leichter, wenn sie sich gegenseitig kennenlernt Er ließ sich dabei von vielen Experten beraten, die ihm die historischen Orte und nationalen Mythen erläuterten.

Für den in slawischer Geschichte nicht geschulten Betrachter ergibt sich ein Verwirrspiel von Andeutungen, eine Mischung verschiedenster Bedeutungsebenen. Eine Vielzahl von Mythen aus der slawischen Geschichte ist ebenso eingeflossen wie der Widerstand gegen die mit den Herrschenden verbündete katholische Kirche und die Unterdrückung der slawischen Kultur durch die deutsche.

Beeindruckend nachvollziehbar ist die genaue Arbeitsweise des Künstlers. Mucha ließ Menschen in historischen Kostümen posieren, hielt die Szenen in Fotos fest und übertrug diese mit Hilfe eines Rasters in seine Malerei. Eine Vielzahl von Zeichnungen und Aquarellen belegen, wie ernsthaft der Maler seinen Bildzyklus gestaltete, der von den „Slawen in ihrer Urheimat" über den „Hussi-tenkönig Georg von Podiebrad" bis zur „Apotheose der slawischen Geschichte" reicht. Die in der Kunst.Halle.Krems gezeigten verschiedenen Phasen einzelner Szenen lassen nachvollziehen, wie Mucha die dramatischen Gestaltungsmöglichkeiten zugunsten eines Monumentalwerks zurücknahm.

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