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Film und Buch

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Drehbücherund „Protokolle“, wie die der deutschen „Cinemathek“, sind, so begrüßenswert das Unternehmen an sich ist, ein zweischneidiges Schwert. Sie können — post festum — erhellen, was im Film „dunkel“ geblieben ist, sie können aber auch schonungslos eine geistige Leere aufdecken, die der Film mit den tausend Möglichkeiten seiner Mittelchen und Mätzchen vermogeln konnte.

Auch wenn man Jean-Luc Godards „Les Carabiniers“ im Film nicht gesehen hat, wird man das jetzt vorliegende Buch wohl zu den letzteren zählen müssen. Die Geschichte zweier Soldaten, die in den Krieg ziehen, nicht um das Gruseln, sondern das Schlaraffenland kennen zu lernen, könnte ein blutig-hohnvolles Märchen sein. In der vorliegenden

Form ist es ein verspätetes, ver-schmocktes Produkt der „Neuen Welle“ wie vieles von dem Verfasser.

Dagegen zählt Kluges „Abschied von Gestern“ unzweifelhaft zur ersteren Kategorie. Seine in der kontaktarmen Gesellschaft von heute herumirrende „Anita G.“ ist eine Schwester des „Helden“ in Hans Falladas „Wer einmal aus dem Blechnapf frißt“, schon im Film ein einprägsames Gesicht, jetzt im Text noch eindringlicher, moralisch indifferent, aber sozial aufrüttelnd. Die Geschichte verrät den jungen Juristen, Hochschuldozenten und Literaten, der Kluge war, ehe er mit Schamoni und Schlöndorff zu einer der wenigen Hoffnungen des ausgebluteten deutschen Films unserer Tage wurde.

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