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Lear mit Dornenkrone

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Erstmals sind alle Ideenskizzen und Umdruckzeichnungen Oskar Kokoschkas zu „König Lear” zu sehen. Angeregt vom Londoner Verleger Bernhard Baer, schuf Kokoschka 1963 eine Mappe mit sechzehn lithographischen Illustrationen zu King Lear.

Die treffende Charakterisierung Lears in OK's Zeichnungen wurzelt wohl in einer weitgehenden Identifizierung des alternden Künstlers - Kokoschka war damals fast achtzig Jahre alt - mit dem König. Deutlich geht dies aus einem Schreiben Kokoschkas an Marion Rosenlew hervor: „... Wenn du wieder den King Lear liest, dann denk an mich mit allen Zeichnungen, die Du einmal bei uns sehen wirst. Ich kann zeichnen und malen, was ich selber gelebt habe, wovon auf meiner Haut die Kerben und Spuren sichtbar sind, um es denen zu beweisen, die es nicht ohne weiteres glauben wollen heute. Jetzt ist ja eine Zeit, wo die meisten Leute nichts mehr erleben, weil sie nicht stolz genug sind und lieber sich angleichen an den Durchschnitt, als daß sie die Existenz wie einen abenteuerlichen Ritt durch die Zeit wagen wollen. Der King Lear war hoffärtig und hat die Menschen nach seinem Maße genommen, waren die zu armselig, dann war er außer sich geraten, wollte sie zwingen so zu sein wie er, sie lachten ihn nur aus, verhöhnten und verjagten ihn, noch glaubte er, sie hätten ihn nur mißverstanden, bis er endlich drauf-kam, daß sie ihn gar nicht begreifen wollten, weil es ihnen nicht gegeben war vom Schicksal. So war er allein und alt und seine Krone nicht mehr mit Edelsteinen, sondern mit Dornen besetzt...” Den Anlaß zur Schau gab die Schenkung von vierzehn Bleistiftzeichnungen durch Olda Kokoschka an die Republik Österreich. (Bis 26. August)

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