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MINIMONSTERS TRAUMLEXIKON Texte in Prosa. Von Friedrike Mayröcker. Rowohlt-Verlag, 1968. 91 Seiten. S 127.70.

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MINIMONSTERS TRAUMLEXIKON Texte in Prosa. Von Friedrike Mayröcker. Rowohlt-Verlag, 1968. 91 Seiten. S 127.70.

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Bei Mayröckers Texten wundert man sich zuerst über die Schlamperei, mit der da Wörter überall herumliegen.

Näher besehen, stellt sich eine geradezu penible Ordnung heraus (eine Ordnung allerdings, die geradesogut auch auf einem anderen Prinzip basieren könnte). Und schließlich kehrt als Erleichterung wieder das Gefühl von beinahe unkontrollierter Bewegung, von Dynamik, von nur mühsam verfolgbarem Einfallsreich-tum und raffinierter Sprachver-spieltheit zurück — um die Sache doch noch näher zu beschreiben. „Minimonsters Traumlexikon“ ist ein Prosaband. „Tod durch Musen“ war ein Lyrikband. Wobei das eine mit Lyrik und das andere mit Prosa nicht mehr gemeinsam hat, als das schwache Modell einer Konvention. Prosa sind diese Texte vielleicht insofern, als verschiedene Einheiten breiter angelegt sind und überschaubarer werden, „vollständiger“. Mayröckers neue Texte überraschen durch ihre Verschiedenartigkeit, die in etwa mit den vier großen Unterteilungen abgesteckt ist. Die Skala reicht vom Zitathaften in all seinen Richtungen bis zum völligen Neuorganisieren des sprachlichen Materials.

„Doch gewinnt man lesend bald den Eindruck, daß die Autorin die kreative Sprachbewegung keineswegs gänzlich dem Automatismus ihrer Intuition überläßt. Sie probiert vielmehr die kreative Fähigkeit der Sprache streckenweise höchst bewußt aus, treibt also bewußte Poesie im echten Sinn und trifft Wortwahl und Wortarrangement an entscheidenden Stellen experimentell...“

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