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Neu zu entdecken: Der Denker Giordano Bruno

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Giordano Bruno ist ein klassischer Vereinnahmter. Hat er nicht die Allgegenwart intelligenter Lebewesen im Kosmos postuliert? Wurde er nicht anno 1600 in Rom verbrannt? Ist er also etwa kein Märtyrer des naturwissenschaftlichen Denkens?

Das Giordano-Bruno-Buch von Elisabeth von Samsonow ist geeignet, Verwirrung zu stiften, liebgewordene Ansichten zu erschüttern, also bestens qualifiziert für die von Peter Sloter-dijk herausgegebene Buchreihe, die sich „Philosophie jetzt!" nennt. Es enthält Arbeiten verschiedener Übersetzer, wobei besonderes Augenmerk gerade jenem Giordano Bruno geschenkt wurde, den die „gutgesinnte Leseschwäche" (Sloterdijk) der Vereinnahmer verdrängt, dem magischen Denker Bruno. Was freilich zu neuen, nicht weniger im, wenn auch neuen, Trend liegenden Mißverständnissen führen kann.

Er stand vielleicht auch für das, wofür er vereinnahmt wird. Aber sein Denken war ungleicher reicher und komplexer. Kaum zu glauben: Zwei wichtige Texte, „Über die Magie" und „Über die fesselnden Kräfte im allgemeinen", liegen erstmals in deutscher Sprache vor. Mit Giordano Bruno ist vor allem zu entdecken, daß der Übergang zum „modernen Denken" alles andere als ein glatter und einspuriger war.

GIORDANO BRUNO Ausgewählt und vorgestellt von Elisabeth von Samsonow. Vorbemerkung: Peter Sloterdijk Verlag Diederichs, München 1995, Reiche „Philosophie jetzt!" 496 Seiten, Ln,öS)74.

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