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Rebb Akros Traum

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Simon Akro, der berühmte polnische Babbiner aus Lodz, hatte einst, als es noch in Polen Juden und diesen der liebe Gott auch schöne Träume gab, einen herrlich-seltsamen Traum: Drei Engel flogen mitten in der Nacht in seine karge Schlafkammer, grüßten artig, weil sie von Petrus gut erzogen worden vyaren und trugen den berühmten Babbi auf ihren breiten weißen Flügeln gen Süden.

Nach langem Flug und kurzen Zollformalitäten, der Babbi besaß einen Dienstpaß und Engel haben keine Taschen, landeten die vier in Athen.

Dort zeigte einer der Engel dem leicht luftkranken und vom weiten Flug übermüdeten Babbi einen großen, schon damals recht baufälligen Tempel. Der andere Engel fragte den weisen Gelehrten aus Lodz in einem akzentfreien Jiddisch: „Bebb Akro aus Lodz in Polen ... hättest du eine Idee, wie man diese zugige Bui-ne nennen könnte?”

Der Babbi überlegte lange, wälzte im Gedanken die wichtigsten Talmud-Kommentare durch, blickte gedankenverloren einer soeben startenden Maschine der Olympic Airways nach, klärte noch eine Zeitlang und wandte sich endlich entschlossen an den ihn fragenden Engel: „Wie wir diese Ruine nennen sollten? ... Was weiß ich ...!” - und versank erneut in einem Mischna-Kapitel.

Dem Führer der Engel-Gruppe -wie es sich später herausstellte, ein künftiger Erz-Kandidat - schwand die Geduld und er sprach zum gedankenverlorenen Rabbi: „Rebb

Akro aus Lodz in Polen! Wenn dir schon kein Name einfällt, so werden wir - dir zu Ehren - ab nun und für alle Zeiten diesen Tempel „ Akro-Po-lisch” nennen.

Der Rabbi aus Lodz blickte kurz auf und fragte den künftigen ErzKandidaten: „Was mache ich mit dem ,ch' ... sind wir in der Schweiz ...?!”

Bevor dem Engel - wir wissen schon, er war der künftige Erz-Kandidat -, der zwar kein Geschlecht, doch Nerven hatte, Kragen und Geduld endgültig platzten, sagte er leicht erregt (nervlich, versteht sich, nicht geschlechtlich ...): „Also gut, lassen wir das ,CH' weg und nennen wir es nur ,Akro-Polis', ...”

Der weise Babbi aus Lodz nickte zufrieden-zustimmend und wachte in der nächsten Sekunde höchst erstaunt in seinem Bett auf.

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