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Schuld— Wahrheit

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Erster Erfolg für die neue Intendanz des „steirischen herbstes" in der Grazer Oper! Die zwei-aktige Oper „Bashomon", der nicht nur in biographischer, sondern vor allem in hörbarer Wiener Tradition stehenden japanischen Komponistin Mayako Kubo (1947), die dem japanischen Literaturklassiker „Im Dickicht" folgend auch das Libretto zu ihrem Werk selbst verfaßte, verdient in der Tat größte Aufmerksamkeit. Mit westlichen Ohren gehört, könnte man von einer neo-expressionistischen Partitur sprechen, die dem avantgardistischen Innovationsterror zwar glücklich entronnen ist, sich trotzdem aber keineswegs regressiv gibt. Ausgeprägter Personalstil, kluger theatralischer Instinkt und vor allem rhythmische Baffinessen (atemberaubend virtuos das Studio Percus-sion) garantierten dem Fluß der Musik, über einige doch hie und da auftretende „Hänger" hinwegzukommen und auf den Hörer einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen, zumal auch Passagen von sinnlichster Kantabilitätund Melodik überzeugen konnten. Trotzdem aber auch keine feministisch ertrotzte „Betroffenheitsmusik aus dem Bauch", sondern mehr als nur ein origineller Beitrag zum zeitgenössischen Musiktheater.

Die Protagonisten betreffend seien die auf dem Prinzip der Spiegelung und Verdoppelung basierende Begie von Lin Hwai-min und vor allem die gesanglichen und darstellerischen Leistungen von Masago (Eirian Da-vies) und Tajomaru (George Gray) ausdrücklich hervorgehoben.

Gerade als angesichts eines derart hochkomplexen Werkes beinah überforderter Premierenbesucher konnte man sich unmittelbar nach der Aufführung sicher sein, daß Neue Musik noch immer Bedeutendes zur alten Frage nach Schuld und Wahrheit beizutragen vermag.

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