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Uberstürzte Abreisen

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Siebzehn Jahre hindurch vom jungen Herrn Baron „Franz” gerufen worden zu sein, obwohl er Theodor heißt, ist für den „Unbestechlichen” zuviel: In seinem gerechten Zorn darüber und über das frivole Liebesleben seines jungen Herrn hintertreibt Theodor durch holzhammermäßiges Einschreiten die Versuche des inzwischen verehelichten Barons, seine Techtelmechtel Wiederaufleben zu lassen. Das schlechte Gewissen der Damen bei ihrem Zusammentreffen auf dem Gut des Barons führt zur Abreise und zur Versöhnung Jaromirs mit seiner eigenen Gattin.

Daß Hofmannsthal in seinem Lustspiel auch diesen vordergründigen Handlungsablauf beschrieben hat, ist keine Frage. Aber als Abge-sang auf die Welt von gestern enthält der 1923 uraufgeführte „Unbestechliche” die schwebende Atmosphäre einer Ära, die Vielschichtigkeit weiblicher Befindlichkeiten am Ende einer diese Frauen ihrer Freiheit nach außen hin völlig beraubenden Epoche.

Da hat die alte energische und lebensaktive Baronin ebensoviele Charakternuancen wie die junge Ehefrau Anna, hinter deren untertänigem Geflatter um ihren Göttergatten sich die zielstrebige Erzieherin desselben verbirgt. Da haben die so unterschiedlichen Beize der Melanie Galattis und der Marie Am Rain immerhin Herzweh und Nervenkrisen bei den Männern ausgelöst

Davon ist in dieser unterhaltenden Inszenierung Otto Schenks wenig zu spüren. Daß die Welt der Zwischentöne auch heute noch nicht wirklich vorbei ist, sei deswegen auch nur am Bande vermerkt.

Helmut Lohner in der Titelrolle, Susanne Almassy und Kurt Heintel, Herbert Föttinger und Mercedes Echerer, Hemma Clementi, Therese Lohner, Adelheid Picha - sie alle könnten es vermutlich besser.

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