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Zu leichter Ton

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Flirrende Sommerluft, Graf Ar-pad unterhält sich mit seiner Tochter im leichtem Plauderton der Gesellschaft. Schnitzlers Komödie „Komtesse Mizzi oder Der Familien-tag" deckt die unlautere Gefühlswelt der österreichischen Jahrhundertwende auf: Des Grafen langjähriges Verhältnis mit der Schauspielerin Lolo ist eben zerbrochen, die Komtesse wird mit ihrem - ihr bisher selbst unbekannten - Sohn aus der jugendstürmischen Beziehung zu Fürst Egon konfrontiert, der Maler-Professor - und mehr als das - wird rasch und kühl aus Mizzis Leben abserviert. Mit welchen seelischen Nöten die Betroffenen ringen, welche Herzensvergewaltigungen dabei stattfinden, wird zugunsten der Fassade verdrängt.

In dem Lustspiel „Literatur" versucht die junge Schriftstellerin Margarete ihren angebeteten Klemens um jeden Preis zu halten - auch um den Preis ihrer Selbstaufgabe als Schriftstellerin. Daß der Ex-Geliebte Gilbert ebendenselben Briefwechsel in seinem jüngsten Boman verarbeitet hat wie Margarete selbst, ist da nur ein gelungener Hieb gegen die eitle Zunft der Schreibenden.

In Otto Schenks Regie fehlt besonders in „Komtesse Mizzi" das Schwebende, den Ernst ahnen Lassende von Schnitzlers Dialogen. Nicolin Kunz, Sieghardt Rupp, Albert Rueprecht, Marianne Nentwich im ersten und wieder Nicolin Kunz, Herbert Föttin-ger und Heinz Marecek im zweiten Teil gelingt die erwünschte amüsante Dimension vorzüglich.

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