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Die Ausstellung "Kosher Nostra" dokumentiert den jüdischen Anteil am organisierten Verbrechen in Amerika und seine Verbindung zur katholisch geprägten "Cosa Nostra".

Durch diese Ausstellung mache ich niemanden, der es nicht schon ist, zum Antisemiten." So reagiert Oz Almog, der österreichisch-israelische Künstler, auf jüdische Kritiker, die befürchten, seine Dokumentation der "Jüdischen Gangster in Amerika zwischen 1890-1980" könnte unerwünschte Assoziationen hervorrufen und bestehende Ressentiments verstärken.

In seiner dritten Kunstinstallation für das Jüdische Museum sieht Oz Almog eine ganz andere Botschaft: "Die jüdische Kultur ist weitläufig und beinhaltet so viele Subkulturen, von Individuen geschaffen. Ich finde uns reif genug, um auch selbstkritisch Vergangenheitsbewältigung zu betreiben."

Die Frage, warum die brutalen Verbrechen der jüdischen Gangster und Mörder in den USA zur "jüdischen Kultur" im weitesten Sinne gezählt werden, blieb unbeantwortet. Unbestritten ist der jüdische Anteil an der Entwicklungsgeschichte des organisierten Verbrechens in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Auch wenn der Mythos von der Vorherrschaft der italienischen Mafia in Amerika vieles überlagerte, waren die beiden ethnischen Gruppen sehr eng miteinander verbunden. Sogar gegen die irischen Gangs, die ebenso katholisch waren wie die Italiener, verbündeten sich letztere lieber mit den jüdischen Gangstern: "In der Mentalität haben wir mit den Juden mehr gemeinsam", formulierte es der sizilianische Capo Charles "Lucky" Luciano. Und das, obwohl die Text- und Katalog-Gestalter Erich Metz und Oz Almog auf die gravierenden Unterschiede in der Struktur der beiden Gruppen hinweisen: "Die jüdischen Gangsterbosse versuchten ihre Familien von den meist blutigen Geschäften fernzuhalten. Als bitterarme Einwandererkinder von der Lower East Side wollten sie mit dem neuen Reichtum aus dem sozialen Ghetto ausbrechen. Sie versuchten nicht, wie die Italiener, die familiäre Nachfolgefrage zur Machtabsicherung ständig zu regeln."

In Anlehnung an die italienische "Cosa Nostra" verwendet Almog hier den Begriff "Kosher Nostra", der in Israel für die jüdischen Gangster aus den USA kreiert wurde, als zum Beispiel ein Meyer Lansky dort Zuflucht suchte.

Die Installation besteht aus 140 gemalten Porträts von 80 Menschen und zahlreichen Texttafeln. Die Dokumentation wurde mit Unterstützung von "Daily News, New York" erstellt, die auch das historische Bildmaterial - zumeist Polizeifotos und Tatort-Aufnahmen - zur Reproduktion zur Verfügung stellte. Obwohl die Veranstalter darauf hinweisen, dass "die Namen von Gangstern jüdischer Abstammung bei erstmaliger Erwähnung im Fettdruck aufscheinen", sind Irritationen nicht zu vermeiden: Am 4. April 1968 wird der Mord an Martin Luther King Jr. angeführt. Man erkennt nicht gleich, dass dieser nicht fettgedruckte Hinweis zum allgemeinen Teil "Tod in Amerika" - ohne jüdischen Bezug - gehört.

Die zwei Katalogbändchen sind informativ und auch inhaltlich relativierend. Da die Ausstellung aber an sich schon sehr textlastig ist - viele eng bedruckte Lesetafeln beherrschen den Raum -, werden wahrscheinlich nicht sehr viele Besucher auch noch Hausaufgaben machen wollen. Bei den farbigen Porträts von Almog, die Gangsterfotos im Profil und en face plakativ nachzeichnen, versteht man die Absicht, die Umsetzung ist keinesfalls umwerfend. Die schwarz-weiß Fotos von den jüdischen Grabsteinen und ihren sentimentalen Inschriften zeigen viel dramatischer die beiden Welten, in denen diese Gangster lebten: Hier die Mordfotos und da die Erinnerung an den geliebten Sohn, Ehemann oder Vater.

Die Ausstellung wird wahrscheinlich auf Wanderschaft nach Israel und in die USA sowie nach Berlin, Paris und Brüssel gehen. Über das lokale Kolorit - etwa die Prater-Strizzis - verrät die Ausstellung in Wien nichts.

Kosher Nostra. Jüdische Gangster in Amerika 1890-1980

Jüdisches Museum,

Dorotheerg. 11, 1010 Wien

www.jwm.at

Bis 25. 4. So-Fr 10-18, So bis 20 Uhr

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