Mammons Evolution
Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums wieder offen.
Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums wieder offen.
Ein "Filetstück des Hauses", so Wilfried Seipel, Direktor des Kunsthistorischen Museums in Wien, ist neu zubereitet worden: Nach einer mehr als fünfjährigen Umbauzeit wurde das Münzkabinett des Museums wiedereröffnet, eine Sammlung von Münzen und verwandten Objekten, die zu den fünf bedeutendsten ihrer Art gehört. In drei wunderschön restaurierten Sälen werden rund 2.000 Medaillen, Münzen, Muscheln und Banknoten ausgestellt - ein Bruchteil der insgesamt rund 100.000 Objekte dieser Art aus dem Fundus des Museums. Auch die berühmte Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, 1.080 Ölbildnisse im Postkartenformat, ist wieder in den nämlichen Räumlichkeiten zu sehen.
Dem "Geld der Kelten" ist eine gleichnamige Sonderausstellung im Münzkabinett gewidmet, die bis Sommer 1999 läuft. Einst beherrschten die noch immer geheimnisumwitterten und rätselhaften Kelten halb Europa, doch Münzen und die Technik ihrer Herstellung übernahmen sie von den Mittelmeervölkern.
Der Besucher der Ausstellung wird Zeuge einer Evolution im Zeitraffer: Die ersten keltischen Münzen waren Imitationen griechischer, römischer oder phönikischer Geldstücke und von den Originalmünzen kaum zu unterscheiden, doch mit der Herstellung jedes neuen Prägestempels entfernten sie sich vom Original. Des Schreibens unkundige Graveure machten aus Schriftzeichen sinnleeren Zierrat. So wurde die Aufschrift "MASSA" auf einer originalen Drachme der griechischen Stadt Massalia (Marseille) ein sinnleeres "CCL" auf einer späteren keltischen Nachahmung. Auch Bilder veränderten sich schrittweise: So wurde auf der anderen Seite derselben Münze aus einem Löwen ein Wolf oder ein Skorpion, je nachdem wo die Münze geprägt wurde. Günther Dembski, Direktor des Münzkabinetts: "Je verwildeter - also keltischer - das Münzbild, desto später die Prägung."