Man muss sich nur trauen dürfen

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Der Showdown im ORF steht unmittelbar bevor. Auch wenn die Verluste nicht so dramatisch ausfielen wie erwartet, auch wenn sich da und dort personelle Konzessionen abzeichnen, klar scheint: so kann es mit dem ORF nicht weitergehen. Bei der Definition einer zukünftigen Strategie sind - so meine ich - drei Dinge außer Streit zu stellen.

1. Österreich braucht öffentlich-rechtliches Programm. Vor allem vor dem Hintergrund einer weltweit einzigartigen Konzentration auf dem Printsektor ist dies nicht nur ein Beitrag zur österreichischen Identität, sondern auch zur Qualität der Öffentlichkeit.

2. Österreich braucht Public Value. Dieser zeichnet sich vor allem durch Unabhängigkeit, Faktentreue, Meinungspluralität, Stakeholder-Orientierung, Kritik und die Vermittlung von politischer Kompetenz aus. Wenn es dazu noch unterhält und interessiert, schadet es nicht. Der Haken daran: Das kostet Geld und bedingt einen Abschied der Politik von Versuchen, auf der größten Medienorgel des Landes das eigene Lied zu spielen.

3. Österreich braucht ein duales Rundfunksystem. Die Refinanzierung des ORF muss so gestaltet werden, dass es auch für private Anbieter möglich wird, qualitätsvolles Programm zumindest kostendeckend zu machen.

Jenseits von anlass- und personenbezogenem medienpolitischem Aktionismus wäre es hoch an der Zeit, endlich eine Medienstrategie für Österreich zu erarbeiten. Eine Strategie, die die Situation des ORF ehrlich diskutiert (und die trotz aller Relevanz regionaler Information auch Tabus wie die Landesstudios angeht), aber auch die Situation anderer Medien berücksichtigt. Kurz eine Strategie, die den Rahmen für die ökonomische, publizistische und demokratische Leistungsfähigkeit der Medien sicherstellt. Internationale Vorbilder gibt es genug: Man muss sich nur trauen dürfen.

* Der Autor ist Kommunikationswissenschafter in Klagenfurt

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