Marionetten singen unter Wasser

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Von den 16 Stunden der Tetralogie "Der Ring des Nibelungen“ von Richard Wagner sind in Salzburg 126 Minuten übrig geblieben. Diese Readers-Digest-Kurzfassung schuf der Regisseur und Intendant des Landestheaters Salzburg, Carl Philip von Maldeghem, in Zusammenarbeit mit Philippe Brunner vom Marionettentheater Salzburg für die Bühne des Marionettentheaters, auf der zwei Schauspieler agieren, kommentieren und mitspielen.

Es geht nicht um ein Wunschkonzert mit den Highlights aus dem "Ring“, sondern um eine Fassung mit "zeitgemäßem Blick“ auf den Stoff der germanischen Mythen. Und da werden zeitgenössische Gier- und Geldspiele lebendig. Göttervater Wotan zum Beispiel verkommt zum vertragsbrüchigen Manager mit dem Aktenkoffer. Und was sich sonst von den Tiefen des Rheins und seinem Gold - nur Marionetten-Rheintöchter können unter Wasser singen - bis zum Zusammenbruch der Götterwelt abspielt: Der "Ring“ ist für Wagner-Anfänger auf gut zwei Stunden komprimiert, aber auch Wagner-Kenner und -Liebhaber sollten sich nicht verletzt fühlen. Wiewohl die übersteuerte Wiedergabe von Stimmen wie George London, Kirsten Flagstad, Waldemar Kmennt, Eberhard Wächter, James King, Wolfgang Windgassen oder Birgit Nilsson (Wiener Philharmoniker unter George Solti, Decca 1958-1964) nicht dazu angetan ist, der Zuwendung zu Wagner in Salzburg einen positiven musikalischen Akzent auf der Puppenbühne hinzuzufügen.

Diese Salzburger Marionetten-Menschen-Interpretation aber kann dafür stehen, dass selbst bei solch musikalisch anspruchsvollen Werken auf einmal eine märchenhafte, zauberische Atmosphäre gefangen nimmt. Was gar nichts mit Kasperl-Theater zu tun hat. In diesem Salzburger Cross-Over-Projekt von Menschen und Marionetten bleibt als Positivum die prägnante Erklärung der doch oft verworrenen und verwirrenden Geschichten, die Wagner zusammengefügt hat.

Dialog zwischen Groß und Klein

Das ist einmal dem kompakten klaren Regiekonzept zu danken und zum anderen Christiani Wetter und Tim Oberließen, die erzählen, spielen und mitspielen; so wird der Kampf zwischen Fafner und Fasolt von ihnen bestritten, sie reden mit den Puppen und, siehe da, es ergibt sich ein Dialog zwischen Groß und Klein.

Die Aufführung ist eine Hommage an die kurz vor der Premiere im 84. Lebensjahr verstorbenen Pinzipalin des Marionettentheaters, Gretl Aicher. Eine kleine Frankreich-Tournee in diesem Jahr und 2013 eine große durch die USA mit diesem "Ring des Nibelungen“ sind angekündigt.

Weitere Termine

11., 16., 26., 27. Mai

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