Mehr als eine One-Man-Show

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Mickey Rourke in der Rolle seines Lebens: als Showkämpfer in Darren Aronofoskys Film „The Wrestler“.

„Die 80er Jahre waren super, mit Guns’n’ Roses und all dem Zeug. Dann kam dieser Cobain und ruinierte alles. Die 90er waren zum Kotzen.“ Mickey Rourke alias Wrestler Randy „The Ram“ Robinson spricht hier über Musik, aber in Wahrheit spricht er über sich selbst. In „The Wrestler“ von Darren Aronofsky spielt er einen Showkämpfer, der seine besten Zeiten lange hinter sich hat. Die Wucht seines Auftritts in diesem Überlebens-Drama ist auch deshalb so intensiv, weil es selten eine Filmrolle gab, bei der Filmfigur und Darsteller so viele Konvergenzen aufwiesen wie hier. Randy „The Ram“ war einst ein berühmter Wrestler, doch dann kam der Abstieg: Ein krankes Herz durch den jahrelangen Missbrauch von Steroiden, eine Behausung in einem heruntergekommenen Wohnwagenpark, eine Tochter (Evan Rachel Wood), die von ihrem Vater nichts wissen will, ein Job an der Fleischtheke im Supermarkt, der Randy gerade so über Wasser hält. Randy sagt: „Ich bin ein altes Stück Fleisch.“

Doch dann der Traum vom Comeback im Ring – trotz eines Herzinfarkts will Randy noch einmal zeigen, dass er nur im Ring, in dieser Welt der Illusion, lebendig ist. Catchen in der Arena, blutüberströmt den Kampf gewinnen; der Lohn sind die jubelnden Fans – viel mehr wert als alles Geld.

Mickey Rourke hatte ein ähnliches Schicksal. Auch er war in den 80er Jahren ein Superstar, auch er fiel tief. Schlechte Filme, misslungene Schönheitsoperationen. Sein Niedergang hatte letztlich auch Gutes: Ohne diese Umstände hätten Rourke und diese Rolle niemals zusammengefunden. Nur durch sein verunstaltetes Gesicht, durch seine Tiefschläge und seinen Mut, immer wieder aufzustehen, kann Rourke diese Rolle überhaupt spielen. Was heißt spielen, Rourke lebt diese Rolle. Warum er bei der Oscarverleihung leer ausging, bleibt ein Rätsel.

Seine Welt: eine einzige Lüge

„The Wrestler“ ist mehr als eine One-Man-Show.Aronofsky setzt hier den Mythos vom amerikanischen Traum außer Kraft. Allerdings nicht durch die Tatsache, dass nach jedem Aufstieg zwingend ein tiefer Fall kommt. Sondern dadurch, dass er sich einer Glorifizierung seines Helden konsequent verweigert. Und weil „The Wrestler“ aufschlüsselt, wie Schaukämpfe vorab abgesprochen werden, ist die Welt, durch die sich Randy „The Ram“ catcht, eine einzige Lüge. Er selbst ist Teil dieser Illusion, genau wie das Catchen. Randys Dilemma: Auch jene, die diese Illusion erschaffen, erliegen ihr irgendwann selbst.

M. Rourke

spielt nicht nur einen Showkämpfer, der sich nach persönlichen Schicksalsschlägen noch einmal zu einem Comeback aufrafft – er lebt die Rolle. Warum er bei der Oscarverleihung leer ausging, bleibt ein Rätsel.

The Wrestler

USA 2008. Regie: Darren Aronofsky. Mit Mickey Rourke, Marisa Tomey, Evan Rachel Wood. Verleih: Fox. 115 Min.

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