Mehr als ökonomische „Rationalität“ verlangt

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Auch Markus Schlagnitweit, Direktor der Katholischen Sozialakademie Österreichs (Bild), stellte auf dem Ordenstag 2008 das Menschenbild, nach dem der Mensch aufgrund seiner ökonomischen Rationalität beurteilt wird, massiv in Frage: Die Finanzmarktkrise zeige, wie vieles bei diesem System irrational sei.

Besonderes Augenmerk richtete der Sozialethiker auf die Auflösung der Zeitstrukturen, die das ökonomische System hervorrufe. Es sei widersinnig, sieben Tage die Woche 24 Stunden einkaufen zu können. Logische Konsequenz daraus wären dann auch 24-Stunden-Kindergärten. Es werde suggeriert, diagnostizierte Schlagnitweit, dass der Mensch „ein Individuum mit unendlichen Bedürfnissen“ sei. Das wäre aber nicht der soziale Weg, der dem entgegen auf „Zeitwohlstand“ aufbauen müsse.

Auf das Gottesbild umgelegt nannte es Schlagnitweit „molochartiger Gott“, der diesen Zeitwohlstand verhindere. Weiters wies er auf den Philosophen Walter Benjamin hin, der schon vor 70 Jahren den Kapitalismus als „Religion“ und als „verschuldenden Kultus“ bezeichnet hatte: Dieser kenne keine Kulte der Entsühnung mehr, sondern versuche die ganze Welt in den Zustand der Verschuldung zu treiben. Schließlich forderte der Sozialethiker, auch in der Wirtschafts- und Arbeitswelt jenes Gottesbild zu beherzigen, das den Menschen als Abbild Gottes verstehe. Gerade in der Arbeitswelt, so Schlagnitweit, stehe vieles dagegen, sei nicht mehr menschenwürdig. (ofri)

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