Mehr Transparenz beim Werbekuchen

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95 Millionen Euro geben die österreichische Regierung, Gebietskörperschaften und staatsnahe Unternehmen jährlich für Inserate aus - das Gros dieses Werbeaufwands kommt offenbar den großen Gratis- und Boulevardblättern zugute. Gerade mal 1,7 Millionen Euro staatlicher Gelder stehen dagegen für Journalistenausbildung, für die Förderung des Korrespondentennetzes und die Leseförderung zur Verfügung, knapp elf Millionen Euro werden an indirekten Subventionen an Zeitungsverlage zur Vertriebsförderung und zur Förderung der regionalen Vielfalt von Tageszeitungen ausgeschüttet.

Allein dieses krasse Missverhältnis macht deutlich, wie wichtig Transparenz ist - generell bei Ausgaben, die vom Steuerzahler finanziert werden, und speziell bei der Vergabe von Anzeigen, die mit öffentlichen Geldern finanziert werden. Mitunter entscheiden solche Zuwendungen sogar darüber, ob bestimmte Presseprodukte am Leben bleiben.

Der Verband Österreichischer Zeitungen hat beim "Tag des Qualitätsjournalismus“, den er vorige Woche erstmals ausrief, nachhaltig für solche Transparenz geworben. Die Steuerzahler haben natürlich ein Recht, zu erfahren, was der Staat mit ihrem sauer verdienten Geld anfängt.

Merkwürdig ist auch, wenn für Zwecke, die dem Qualitätsjournalismus aufhelfen, gerade ein Fünfundfünfzigstel dessen zur Verfügung steht, was öffentliche Institutionen für Eigeninserate aufwenden. Obendrein - so haben das Insider versichert - kommt ein Großteil des Werbeaufwands gerade den Redaktionen zugute, die wenig in journalistische Qualität investieren, soll heißen: Redaktionen, die eher regierungsfreundlich berichten und nicht allzu viele kritische Fragen stellen. Wird nicht offengelegt, wer vom Werbekuchen wie viel bekommt, ist der Korruption Tür und Tor geöffnet.

Der Autor ist Medienwissenschafter an der Uni Lugano/CH

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