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Weil ich des Gesumses, das die Protagonisten unseres politischen Alltags unermüdlich erzeugen, überdrüssig bin, habe ich neulich einen Entschluss gefasst, die Zeitungen abbestellt und Radio und Fernseher zur Sondermülldeponie geschleppt. Ich folge künftig einer wichtigeren Mission, blicke ab jetzt auf größere Horizonte.

Es geht so einfach: man schreibt an die Deutsche Mondbotschaft, zahlt 30 Euro und 10 Euro Portokosten, und schon gehört einem ein 10.000 m2 großes Grundstück auf dem Mond. Per Mausklick und Bestellung abschicken besitze ich jetzt auf dem Erdtrabanten Grund und Boden.

Mein Fleckchen Mond kann ich auf der Mondkarte, die man mir zugeschickt hat, schon sehen. Von dort aus kann ich, so wurde mir versprochen, einen "unglaublichen Blick auf die Erde" werfen. Hoffentlich habe ich keine blöden Nachbarn da oben, die immer grad dann landen oder starten, wenn ich beim Abendessen sitze und diese unbeschreiblichen Erduntergänge genießen will.

Gelegentlich notiere ich, was ich beim ersten Besuch mitnehmen werde: Staubsauger, Gartenzaun, Rasenmäher, Taschenlampe, Campingklo, Kraterschlapfen, Manner-Schnitten. Und weil man am Tag mit bis zu 120 Grad, nachts bis minus 170 Grad Celsius rechnen muss, natürlich auch Sonnenschirm und eine Starkstrom-Heizdecke. Die Mondbotschaft in Rosenheim ( www.mond.de ) gibt gerne Auskunft, an was man sonst noch alles so denken sollte.

Noch weiß ich nicht, wann ich meinen Mondgrund betreten werde. Aber die Vorfreude auf jenen Moment, in dem mir Erde und Sonne gleichzeitig ins Gesicht scheinen, hat meinem Leben schon jetzt einen neuen Sinn gegeben. 380.000 km Entfernung, das ist eine gute Distanz, da schau ich mir unseren Planeten gerne wieder an.

Der Autor arbeitet am Kulturforum der Österreichischen

Botschaft in Berlin.

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