Jergovic - © Foto: Wikipedia / Linija uvlake

Miljenko Jergović: Chronist meiner Geburtsstadt Sarajevo

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Vergangenen Sonntag hat Miljenko Jergović den Ehrenpreis für Toleranz des Österreichischen Buchhandels erhalten. Für jene wie mich, die vom Jugoslawienkrieg fliehen mussten, sind seine Erzählungen ein lyrisches Bilderbuch einer vergessenen Stadt.

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Vergangenen Sonntag hat Miljenko Jergović den Ehrenpreis für Toleranz des Österreichischen Buchhandels erhalten. Für jene wie mich, die vom Jugoslawienkrieg fliehen mussten, sind seine Erzählungen ein lyrisches Bilderbuch einer vergessenen Stadt.

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In meinem Geburtsjahr 1988 war Sarajevo reich an Stimmen, die wie Stromschläge durch die Straßen blitzten. Kaum vorstellbar, dass mit der Belagerung der Stadt, wenige Jahre später, absolute Stille Einzug halten sollte. Wie aber die Stille beschreiben? Der bosnisch-kroatische Schriftsteller Miljenko Jergović lieferte mit seiner Kurzgeschichtensammlung „Sarajevo Marlboro“ ein lyrisches Tagebuch des Schreckens. Als Geflüchtete habe ich keine Erinnerung an meine Geburtsstadt. Geblieben sind mir die geliehenen Geschichten von Jergovićs Chronik.

Darin krümmt sich etwa ein Kaktus jeden Tag unerschrocken zu den Stellungen der Tschetniks hin. Ist es Jergović selbst? Seit der Erscheinung der Erzählungen 1994 ist der Autor eine gewichtige literarische Stimme gegen den Nationalismus geblieben. Vergangenen Sonntag hat er den Ehrenpreis für Toleranz des Österreichischen Buchhandels erhalten. Die Kinder Sarajevos sagen Danke.

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