Mißglückte Stifter-Dramatisierung

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Daß aus drastischem Klamauk und plakativ ausgemalter Ironie gleichsam wie von selbst ein lebendiges und unterhaltsames Theatererlebnis sprieße, scheint derzeit bei der szenischen Umsetzung der Adalbert Stifter Novelle "Die Narrenburg" im Wiener Theater Brett die seltsame Annahme der Beteiligten, insbesondere von Regisseur Luvik Kavin zu sein. Manches in der Inszenierung verrät Humor, wenn zum Beispiel des Autors Landschaftsbeschreibungen, von denen Peter Rosegger schwärmte, sie seien "gleichsam mit den Pinsel gemalt", mit ausschweifender Gestik auf: rechts "Wald!", links "Wald!" reduziert werden, doch es bleibt nicht nur die "Natur" sondern auch die Vielschichtigkeit der 1842 entstandenen Erzählung auf der Strecke.

Als lederhosengewandeter "reiner Tor" taumelt der Held (Rochus Millauer) in die Schenke um von seiner Entdeckung der Burg Rothenstein zu erzählen. Schmerzhaft lustig gebärdet sich das Landvolk, wenn es über deren einstige Bewohner spekuliert. Logisch, daß da der Gassenhauer über die Rittersleut' (Ja, so war'n s') nicht fehlen darf. Erzählt wird bei Stifter die Geschichte vom Naturforscher Heinrich, der bei der Suche nach dem Geheimnis der "Narrenburg" seine eigene Abstammung vom Geschlecht der Grafen Scharnast entdeckt und nebenbei auch sein Glück mit der Wirtstochter Anna (Nicole Kolisch) findet. Zwischen Kuhgemuhe, wandelnder weißer Burgfrau, und einer "Traumreise" in die indische Vergangenheit eines Vorfahren mit Yogi, Tempeltänzerin, Schlangenbeschwörerin et cetera bleibt allerdings nur die Verwunderung, wie inhaltsleer ein Meisterwerk der Literatur zu erscheinen vermag, wenn es auf diese Art dramatisch umgesetzt wird.

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