Mona Lisa der Moderne

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Meret Oppenheim in Klagenfurt

Wer überzieht die Suppenlöffel mit kostbarem Pelzwerk? Das Meretlein. Wer ist uns über den Kopf gewachsen? Das Meretlein", schrieb Max Ernst in die Einladungen zur Surrealistenausstellung in der Galerie Charles Ratton 1936. Meret Oppenheim stellte dort ihre berühmte "Pelztasse" aus, die eigentlich den Titel "Déjeuner en fourrure" trug und sofort zum Symbol und Kultkunstwerk des Surrealismus wurde.

Symbol Pelztasse

Angeregt dazu hatte sie ein Treffen mit Picasso im Café Flore, der ihr selbst entworfenes pelzbesetztes Metallarmband bewunderte. Die Kaffeetasse, ausgekleidet mit chinesischem Gazellenfell, erwarb Alfred Barr jr. für sein Museum of Modern Art in New York. Sehr lange wurde Meret Oppenheims ausdruckreiches und fantasievolles Schaffen im Bewusstsein oft auf die Pelztasse reduziert.

"Die Pelztasse war nur der Anfang" ist der Untertitel der Ausstellung in der Klagenfurt Stadtgalerie, die der Hamburger Galerist Thomas Levy konzipierte. Als Freund von Meret Oppenheim beantwortete er die Frage, warum ihr vielfältiges Werk lange unbekannt war, so: "Ich denke, es ging hier zu wie bei anderen schönen Frauen auch: Alle bewundern die Person, aber dass sie auch etwas Belangvolles arbeitet, wird übersehen."

Späte Anerkennung

Die 1913 geborene Berlinerin überzeugte ihren Vater mit 16 Jahren durch ein gezeichnetes - und später von ihm veröffentlichtes - "Schulheft", dass das Gymnasium ihr nur hinderlich auf dem Weg zur Malerin war. Sie ging nach Paris und und wurde im Kreis von André Breton, Hans Arp, Marcel Duchamp, Max Ernst, Man Ray und Alberto Giacometti zur ebenso kämpferischen wie umschwärmten "Mona Lisa der Moderne". Die Muse der Surrealisten und Intellektuellen war Gegenstand ästhetischer Aktfotos von Man Ray. Das Ohr von Giacometti setzte sie in Bronze um. Zur Existenzsicherung fertigte sie Modeentwürfe an. Sie war eins mit ihren Freunden im freien Umgang mit Materialien und in der Verfremdung von Alltäglichem. Völlig eigenständig blieb sie im Experimentieren, in der schöpferischen Darstellung von menschlichen Körperteilen, von Tieren und Gegenständen. Ihre Art von Poesie war die Nichtfestlegung, waren die unzähligen spontanen Ausdrucksformen. Meret Oppenheim entwarf surrealen Schmuck, Mode, Möbel, Kostüme, Objekte, Skulpturen. Sie schrieb Gedichte und setzte sich mit den Problem des "weiblichen Künstlers" auseinander. Unerschöpflich und überraschend widmete sie sich ihren Einfällen und nahm vieles vorweg, was die Moderne später hervorbrachte.

Sie hatte künstlerisch die Verharmlosung als Modell, die Festlegung als "Fee der Surrealisten" und den rasanten Erfolg mit nur 23 Jahren zu überstehen und fiel fast 18 Jahre lang in eine depressive Schaffenskrise. Von 1954 bis zu ihrem Tod 1985 arbeitete Meret Oppenheim äußerst intensiv und erlebte große Ausstellungen und Ehrungen. "Wenn einer aber eine eigene, neue Sprache spricht, die noch niemand versteht, dann muss er manchmal lange warten, bis er ein Echo vernimmt", sagte sie. In der Ausstellung wird ihre Sprache deutlich sichtbar.

Meret Oppenheim

Stadtgalerie Klagenfurt

Theatergasse 4, 9020 Klagenfurt

Bis 5. Juni Di -Fr 10-19 Uhr

Sa, So und Feiertag 10 -17 Uhr

www.stadtgalerie.net

Tel. 0463/375532

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