Mozart mit Mätzchen

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Langweilig ist der "Don Giovanni" in der Grazer Oper nicht.

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Langweilig ist der "Don Giovanni" in der Grazer Oper nicht.

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Langweilen wird man sich beim neuen "Don Giovanni" in der Grazer Oper kaum. Der Regisseur Christof Loy offeriert einen bunten, manchmal kuriosen, sehr oft auch logischen Mix assoziativer Denkanstöße zum Thema. Seine merkbar am Gestus von Mozarts Musik orientierten Einfälle reichen freilich bis ins Mätzchenhafte, wenn etwa - um der Motorik willen - bei einem der Ausbrüche aus dem "Guckkasten" ins Auditorium die "cena" zum Stehbüffet im Parkett wird und der Titelheld dem Publikum Weintrauben in den Mund steckt; manche Gags bleiben in der Luft hängen oder drohen die Aufmerksamkeit des Beschauers gänzlich von der Musik abzulenken.

Letzteres wäre so schlimm nicht, denn unter Gerard Oskamps vergeblich um Koordination bemühter Leitung tut sich im Orchestergraben kaum Wesentliches. Don Giovanni ist ein papagalloartiger Ganove der Triebhaftigkeit, der den Weibern auf allen Vieren unter die Röcke kriecht (Miguelangelo Cavalcanti). Elvira (die prächtig singende Martina Serafin) betritt in Goiserern und mit Rucksack die Bühne und paßt sich so dem gamsbärtigen Bierzeltfest der "gran festa da ballo" an, bei dem die "mascherette" als Mafiosi auftreten. Der barbusige Komtur (Gustav Andreassen) kommt von einem Leichenhaufen, der in geschmackloser Weise KZ-Bilder zitiert (Bühne: Herbert Murauer) zum Gastmahl.

Im Schlußsextett sondert sich die zu wahrer Liebe herangereifte Elvira von den in Falange-Uniform gesteckten Vertretern von "law and order" ab und bleibt beim toten Geliebten zurück. Stimmlich und mimisch perfekt: Maurizio Muraro als Leporello.

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