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Graf Almaviva scheitert am Herrschen und Lieben und braucht deshalb hin und wieder den Pomp des Sonnenkönigs. Aber im emotionalen Labyrinth, das Helfried Lauckner ihm baute, regieren ohnedies die Frauen. Dominique Mentha, Aufreger in den 1990er-Jahren als Intendant des Tiroler Landestheaters, kehrte nun für eine Neuinszenierung von "Die Hochzeit des Figaro" nach Innsbruck zurück. Reduziert, detail- und andeutungsfreudig, besonders empfänglich für Mozarts Tragikomik. Einige Leerläufe sind dabei. Anna Ardelius' Kostüme führen durch Zeiten und Psychen.

Den Puls, die Stimmungswechsel und instrumentalen Kommentare gibt an der Spitze des alerten Tiroler Symphonieorchesters Innsbruck der mozartaffine Dirigent Johannes Klumpp vor. Mager fallen am Hammerklavier die Rezitative aus - aber das muss wohl in einem Umfeld, das mit Rezitativ-Genie René Jacobs heranwuchs, relativiert werden.

Mentha braucht keine Verkleidung in der finalen Gartenszene, er lässt vor dem Vorhang und Figaro auch im Publikum singen, es geht um das Beziehungsnetz auf engstem Raum, um Liebende, Leidende, Sehnende, Scheiternde, Erwachende. Esther Lee härmt sich als Gräfin ebenso schönstimmig wie ihr Mann Alec Avedissian, Andreas Mattersbergers offen subversiver Figaro reift vom fülligen Bariton zum Bass, Susannas raffinierter Überlebenswillen leuchtet in feinem Sopran auf. Der Amor-Cherubino von Camilla Lehmeier zeigt spielbegabt schönen, hellen Mezzoklang, durchwegs gut besetzt auch die weiteren Rollen.

Die Hochzeit des Figaro

Tiroler Landestheater, 15., 21. Dez.

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