Musical ohne Spur von Charakteren

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Ronacher, Wien

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Ronacher, Wien

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Um einen Zweifel vorweg auszuschließen: Man unterhält sich gut bei der Aufführung von Roland Baumgartners Musical "Sisi - Kaiserliche Schönheit" im Wiener Ronacher. Die Melodien verlocken zu kleinen Ratespielen. Welcher Schlager mag da wohl Pate gestanden haben? War da nicht ein Hauch von "Zwei Herzen im Dreivierteltakt", grüßte dort nicht "Die Gräfin Mariza"?

Amüsiert verfolgt man einen bunten Bilderreigen mit elegant gekleideten Menschen, die Kostümbildnerin Birgit Mörtl nach Entwürfen von Ernst Fuchs umgesetzt hat, lässt die unauffällig glatten Tanzszenen an sich vorüberziehen und fühlt sich beinahe wie ein Photograph auf Motivsuche für jene keimfreien Titelbilder von Groschenromanen, die mit posierenden Pärchen Liebesglück suggerieren. Ein echtes Studienobjekt präsentiert sich auf der Bühne, denn selten ist eine Produktion zu finden, die so bemüht auf Breitenwirksamkeit ab- und daneben zielt. Unfreiwillige Komik inbegriffen.

Ähnlich "Elisabeth", der Erfolgsproduktion im Theater an der Wien erzählt auch hier der Prolog von der Ermordung der Kaisern. Von Kindheit an, bis sich der Kreis wieder schließt, hält man sich recht genau an die bekannten Lebensabschnitte. Auch wird passabel gesungen, (Domino Blue als Sisi, Mathias Reinthaller als Franzl), doch von Charakteren findet sich keine Spur. Ein Lichtblick im seichten Geschehen: Michael A. Mohapp als Zeitungsverkäufer und Stimme des Volkes. Niveauvoll ist das Bühnendesign mit Projektionen des Künstlerischen Leiters Tom Blue. Choreographin Monica Rusu sorgt für Tempo, während eine Regie (Osman Ragheb) gewissermaßen gar nicht vorhanden ist.

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