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Trapezakt der Zirkasprinzessin

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Die Grande Dame der Manege, Elfi Althoff-Jacobi, präsentiert ab 1995 ihren neuen Zirkus erstmals in Wien.

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Die Grande Dame der Manege, Elfi Althoff-Jacobi, präsentiert ab 1995 ihren neuen Zirkus erstmals in Wien.

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Sie hat es versucht: Sie hat ihren gehebten Zirkus an Louis Knie verkauft und wohte sich in ihr Quartier in Merkersdorf beziehungsweise im 20. Wiener Bezirk zurückziehen. Sie, die große (alte) Dame des europäischen Zirkus, Elfi Althoff-Jacobi, hat es aber nicht ausgehalten; eine Woche als Privatfrau aus dem Fenster schauen, hat genügt, um sie von der Unmöglichkeit, ohne Zirkus zu leben, zu überzeugen. „Ich bin im Zirkus geboren und ich will im Zirkus sterben", sagte die ungeheuer agile, am 1. April 1914 in Celle geborene Zirkus-Prinzipalin bei der Präsentation ihrer neuen Pläne. Und die klingen unglaublich genug.

Vier Unternehmen hat Elfi Althoff-Jacobi zu Erfolg geführt. Zuletzt leitete sie fast 20 Jahre lang den „Österreichischen Nationalzirkus". Daher dachte sie 1992, es wäre eigentlich Zeit, aufzuhören. Freilich, daß Louis Knie per Presseagentur zu einem Zeitpunkt, als längst noch nicht alles gelaufen war, den Kauf des „Osterreichischen Nationalzirkus" als vollzogen berichtete, hat sie einerseits vergrämt, andererseits aber ihre Kräfte neu mobilisiert. Dazu kam, daß ihr Versuch, sich zur Ruhe zu setzen, auf ihr Publikum und das Flair des fahrenden Volkes zu verzichten, gründlich scheiterte und sie daher beschloß, noch einmal in die Manege zu steigen.

Das neue Zelt, in dem 1.500 Leute Platz haben werden und das auf modernstem technischen Stand sein wird, ist bereits bestellt. Für Sommer 1995 ist der Start in Wien geplant - mit einem Programm, das, laut Elfi Althoff-Jacobi, das beste sein wird, das die Österreicher je gesehen haben. Noch

will sie, aus Gründen der Konkurrenz, keine Einzelheiten bekanntgeben. Aber soviel sei verraten: Es wird eine Mischung aus traditionellem Zirkus, Magie und phantastischem Theater sein, die es in dieser Art noch nie gegeben hat. Auf exotische Tiere will Elfi Althoff-Jacobi, die in den fünfziger Jahren mit Pferde-Dressuren berühmt wurde, jedenfalls auf der ersten Tournee, verzichten. Doch ganz ohne Tiere geht „die Chose" nicht und daher sind Kleintier-Nummern eingeplant.

„ZUGPFERD" RAPP

Eines ihrer „Zugpferde" wird der ehemalige „Eh-rensprechstallmeister" (wie in der Zirkussprache der Moderator heißt) des Zirkus Knie und längjährige Prä-sentator von „Artisten, Tiere, Attraktionen" Peter Rapp sein, der seit vielen Jahren mit der Direktorin befreundet ist und sich auf seine neue Aufgabe sehr freut.

Der berühmteste Schuldner Österreichs ist sehr zuversichtlich, daß viele Menschen, die ihm Hilfe angeboten haben, begeisterte Besucher des neuen Zirkus sein werden. Rapp hegt eine alte Leidenschaft für die Welt im Zelt und will mit dem „Zirkus Elfi Althoff-Jacobi" vor allem auch den Nachwuchs fördern.

Wie ernst es ihm damit ist, bemühte sich Peter Rapp mit „der Entdeckung" des 14jährigen Martin Pollak zu beweisen. Der junge Mann hatte erst vor einem Jahr urplötzlich mit dem Jonglieren begonnen, zeigte aber bereits zirkusreife Nummern. Der Showmaster rief auch dazu auf, daß sich Nachwuchskünstler, die Nummern vorführen wollen, im Büro Elfi Althoff-Jacobi (Dresdnerstr. 49, 1200 Wien) melden sollen.

Die Direktorin selbst stammt aus einer alten „Zirkus-Familie". 1956 ging sie in die Vereinigten Staaten und heiratete den Direktor des „Shrine-Circus" Rudi Jacobi. Erst 1967 kehrte sie nach Europa zurück und hatte am 13. April 1974 mit ihrem „Österreichischen Nationalzirkus" Premiere.

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