Nachtwandelnd zum Erfolg

19451960198020002020

Nestroyspiele Schwechat

19451960198020002020

Nestroyspiele Schwechat

Werbung
Werbung
Werbung

Johann Nestroy, den Skeptiker, den Galle und Witz versprühenden Zyniker, der mit seinem doppelbödigen Humor die Biedermeierstube sprengte, vermisst man des öfteren in den grassierenden tumultösen Klamauk-Inszenierungen, die wenig Ahnung von der auch im 200. Jahr nach seiner Geburt noch spürbaren Sprengkraft seiner Stücke vermitteln.

Eine Ausnahme im sommerlichen Possenreigen ist seit Jahrzehnten die talentierte Truppe der Nestroy Spiele Schwechat, deren Unbefangenheit, Leidenschaft und unbändige Energie jeglichen Ballast einer Aufführungsgeschichte hinwegfegt. Heuer verfangen sich im Schlosshof Rothmühle die "Nachtwandler" aus Nestroys 1836 uraufgeführter Posse "Die beiden Nachtwandler oder Das Notwendige und das Überflüssige" in einem Netz turbulenter Verwicklungen.

Zwei Aristokraten spielen Schicksal. Schlafwandelnd hat der arme Seiler Faden (Bruno Reichart) durch sein Erscheinen Räuber vertrieben, die das Leben des einen der beiden bedrohten. Ihre Dankbarkeit verbinden die zwei Adeligen mit einer Wette. Sie geben vor "höhere Wesen" zu sein und versprechen dem gebeutelten Faden, der in dieser Nacht auch noch in einem fremden Schlafzimmer aufgewacht ist und deshalb von seiner Braut verlassen wurde, ihn glücklich zu machen, solange er nur das "Notwendige" fordere, anderenfalls drohe wieder die Armut. Doch es kommt wie es kommen muss: Jeder erfüllte Wunsch gebärt einen neuen.

Klug und hinreißend komisch bringt die Inszenierung Peter Grubers sowohl die versteckte Gesellschaftskritik als auch den gnadenlosen Blick Nestroys auf menschliche Unzulänglichkeiten zum Leuchten. Nora Scheidls Kostüme charakterisieren wunderbar die einzelnen Figuren, und die witzig das Operngenre ironisierende Originalmusik von Adolph Müller trägt das Ihre zu dieser gelungenen lebensprallen Aufführung bei.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung