Nestroy a la Kabuki

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Steirischer Herbst: Start mit fragwürdigem Experiment.

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Steirischer Herbst: Start mit fragwürdigem Experiment.

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Japanische Schiebewände, zwei Musikerinnen mit fernöstlichen Instrumenten, Damen und Herren in prächtigen Kimonos lassen Kabuki-Theater erwarten. Aber so einfach macht es sich der Steirische Herbst nicht. Auf der Bühne der Thalia gab man die Uraufführung des Zauberspiels "Die Verlobung im Feenreich" von Johann Nestroy.

Er schrieb dieses Stück um Geld und Liebe im Jahr 1833, doch wurde es nie aufgeführt, auch eine Umarbeitung blieb ohne Erfolg. Nun hat Yoko Tawada das leichtgewichtige Werk teilweise ins Japanische übertragen, Ulrike Ottinger führte Regie und zeichnete auch für das Bühnenbild. Sie fürchtete keinen Klamauk, ließ alpenländische Jodler und Zitherspieler auftreten und das junge Liebespaar als Rock-Brüller agieren. Das alles wurde mit Lachsalven belohnt, aber wo blieb Nestroy? Seine Stücke leben nicht von der Handlung, sondern von der Sprache. Ob die japanische Übersetzung dieser gerecht wird, kann man als Unkundiger nicht beurteilen.

Aber es gab auch eine Verständnishilfe. Am Bühnenrand stand Libgart Schwarz und rezitierte Teile des deutschen Textes. Ihr gebührt alle Anerkennung für diese Gewalttour, aber Nestroy hätte sich vermutlich gewundert. Großartig agierten die japanischen Schauspieler, allen voran der Frauendarsteller Masaktsu Hanayagi, der seine Seidengewänder (Kostüme von Gisela Storch) mit Grazie trug und den Fächer zierlich bewegte. So heiter hat der Steirische Herbst noch kaum jemals begonnen, doch blieb dieser Versuch einer Verbindung der Kulturen im flachen Amüsement stecken.

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