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"Der Zerrissene" in den Linzer Kammerspielen.

Den Linzern sagt man nach, dass sie in den Keller lachen gehen. Bei der Premiere in der Regie von Sabine Mitterecker hatten sie gar keine andere Wahl. Denn statt "abzuheben", fiel die Inszenierung in den Krautkeller des Pächters Krautkopf. Und das mit einer der reifsten und witzigsten Possen Nestroys, von Mitterecker in die heutige Spaßgesellschaft versetzt. Stifler, Sporner und Wixer, die parasitären Tischfreund' des reichen Herrn von Lips und dieser selbst (Guido Wachter, der kurzfristig diese Rolle übernehmen musste), demonstrieren gleich zu Beginn die Dehnbarkeit der Langeweile.

Lips ist ein im Gemüt "Zerrissener", den nur mehr ein besonderer Kick aus seiner Lethargie reißen kann: Er soll heiraten, und so wählt er die erste Frau, die ihm begegnet und zwar Madame Schleyer, des Schlossermeister Gluthammers einst spurlos verschwundene Mathilde (mit halbseidenem Touch: Silvia Glogner).

Gluthammer glüht vor Eifersucht und stürzt sich auf Lips. Es kommt zum Gerangel, beide stürzen in dieser schlecht gelösten Szene (Bühne: Ralph Zeger) vom Balkon, dessen Geländer der Schlosser erst hätte montieren müssen, in einen reißenden Bach und man hält sie für tot. Doch sie haben überlebt, wobei jeder sich für den Mörder des anderen hält. Nunmehr "kriminalisch" geworden, suchen sie, jeder für sich, Zuflucht vor der Justiz auf dem Hofe Krautkopfs (Thomas Kasten in komischer Verzweiflung), der sie einzeln in seinem Krautkeller unterbringt.

Die Spielhandlung steigert sich nun turbulent ins Drastische und wird durch Gluthammer in Person des veritablen Nestroy-Darstellers Günter Rainer vorwärts getrieben. Seine Mathilden-Lieb jedoch ist erloschen. Hier, auf dem Pachthof, lösen sich alle Knoten. Auch für Lips' listig zur Alleinerbin gemachtes Mündel Kathi, ein unbewusst ihren Göden liebendes Mädel, das von Lana Cencic so erfreulich frisch und natürlich gespielt wird, dass im Nicht-mehr-Zerrissenen die Kathi-Lieb erwacht.

Anzumerken sind noch zwei große Defizite: Viele der prächtigen Pointen wurden allzu oft verschenkt, vor allem aber fehlt der Produktion die Musik! Wachter wurde mit dem Vortrag seiner Couplets dem Wortsinn nach allein gelassen. Respekt vor seiner Gesamtleistung, aber eine stimmige Besetzung war das leider nicht.

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