Park Chan-wook auf Amerikanisch

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Die Szenerie beginnt, als befänden wir uns bei Alfred Hitchcocks "Shadow of a Doubt“: Gutaussehender Onkel trifft auf Nichte, man fühlt sich verbunden, bloß: Der Mann scheint ein Geheimnis zu haben. Bei "Stoker“, Park Chan-wooks erster nicht in Südkorea produzierter Arbeit sind Leerstellen omnipräsent. An Indias 18. Geburtstag verunglückt der geliebte Vater, an seine Stelle tritt der bis dato unerwähnt gebliebene Bruder des Verstorbenen, auch dieser Onkel heißt, ein Blick auf Hitchcock, Charlie. Charlie ist ebenso reizend wie undurchschaubar, das Interesse des introvertierten Mädchens ist geweckt. Auch wenn die böse Ahnung hinter jedem Lächeln lauert.

Es eröffnet sich ein wundervolles Spielfeld für die Ästhetik von Park Chan-wook ("Old Boy“), der ausnahmsweise nicht nach eigenem Drehbuch agiert. Das Setting ist eng gesteckt, mit düsterer Eleganz verliert sich Park in Details. Es ist, als bräche "Stoker“ in zwei Momente: die mikroskopische Erforschung des Lebens der Protagonistin (beeindruckend in sich gekehrt: Mia Wasikowska) und den entschlossenen Abschnitt ihrer blutgesprenkelten "Persönlichkeitsentfaltung“.

"Stoker“ lässt sich schwer in Parks Œuvre einordnen; zu den Figuren in maroden sozialen Gefügen, die zur Selbstjustiz genötigt wurden. Hier mischen sich Amerikanismen mitsamt "Coming of Age“ hinzu.

Stoker - Die Unschuld endet

USA 2013. Regie: Park Chan-wook. Mit Mia Wasikowska, Matthew Goode. ABC-Films. 99 Min.

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