Bei "Trivial Pursuit" kann sie niemand schlagen, was nicht daran liegt, dass Adaline (Blake Lively) den Fragenkatalog zu gut kennen würde. Sie spielt zum ersten Mal; sie kennt all die Antworten, weil sie das Thematisierte selbst erlebt oder in den Tagesnachrichten gesehen hat. "Für immer Adaline" erzählt in weichen Tönen von der Ewigkeit: 1935 kommt der Wagen der 1906 geborenen Protagonistin von der Straße ab. Der Unfall sollte eigentlich ihr Leben kosten, doch ein Blitzschlag versetzt ihr Herz wieder in Bewegung und hält ihren Alterungsprozess auf: Für immer wird sie, zumindest
Ein polizeibekannter Krimineller und ein verantwortungsvoller Vater stehen sich in Susanne Biers jüngstem Feel-Bad-Movie gegenüber: "Zweite Chance" verhandelt Richtig und Falsch.Sofus, das Baby von Tristan und Sanne, schläft in einem verdreckten Pappkarton im Kleiderschrank oder manchmal auch direkt auf dem Badezimmerboden. Haut, Haar und Kleidung, die gesamte Wohnung: Alles ist mit Fäkalien beschmiert. Wenn er weint, dann weint der Kleine mitunter stundenlang, bis jemand nach ihm sieht - zum Beispiel, wenn seine Eltern gerade wieder mit entrücktem Gesichtsausdruck auf dem Bett liegen, in
Susan Cooper hat ihren Kollegen (Jude Law) eben geschickt aus einer brenzligen Situation manövriert, die ihn das Leben gekostet hätte, da gibt er ihr noch Aufgaben mit auf den Weg: Die Hemden sollten aus der Reinigung geholt werden, und sein Gärtner müsste gefeuert werden, ob sie vielleicht ? Susan macht's, auch wenn sie nicht seine Assistentin ist; sie ist, wie er, Agentin der CIA, auch wenn sie nicht im Feld operiert sondern Schreibtischtäterin ist. Der Filmtitel verrät es: Susans Stunde wird kommen. Als Einsatz gefragt ist, meldet sich die schüchterne Frau: Gesucht wird jemand, der
Detroit verwandelt sich in die fiktive Ortschaft "Lost River", in der
Überleben schwer ist und an der David Lynch seine wahre Freude hätte:
Ryan Goslings Regiedebüt.
"No Turning Back": Regisseur Steven Knight lässt sich auf ein
wagemutiges Setting ein, das aufgeht. Und Tom Hardy trägt das
minimalistische Kammerspiel auf seinen Schultern. Mit links!
Was kann man am Klang von Schritten ablesen? Stammen die Schritte von einem Mann oder einer Frau? Kann man erkennen, ob die Person jung ist oder alt? Müssen klangvolle Absätze zwangsläufig auf eine Frau hinweisen? Oder könnte es nicht beispielsweise auch ein 70er-Jahre-Discotänzer sein, der da munter des Weges geht? Könnt ihr euch die Person vorstellen?Ein junger Mann sorgt für frischen Wind am staubigen Innenhof einer Augenklinik in Lissabon. Ian ist blind, so wie seine Schüler, nur hat sich der Lehrer für räumliche Orientierung eine effektive Methode angeeignet, wie er sich frei
Eine Folge der Insolvenz von Detroit? - Dass Luc Besson seinen Film "Ghettogangz -Die Hölle vor Paris" hervorkramt, der das Problem der Kriminalität in den Banlieus als Kulisse nahm. Als Produzent spielt er das Ganze ein weiteres Mal durch: Quer durch ein filmisches Detroit verläuft eine Mauer. Sie trennt die Stadt vom Armenviertel Brick Mansions. Ein Ort des Ausnahmezustandes, in den Undercovercop Collier (der letzten Herbst verstorbene Paul Walker) geschleust wird, um gegen einen Drogenbaron (RZA) anzugehen. Gemeinsam mit Outlaw Lino ("Ghettogangz"-Darsteller David Belle) soll Collier es
Ein gefälschter Ausweis für Clubbesuche, so Hazel in gewohnt trockenem Tonfall, würde ihr weit mehr bringen als das, was die Eltern vorschlagen: eine Selbsthilfegruppe. Denn eine Selbsthilfegruppe, das bedeutet Gespräche über Krebs -und solche hat Hazel, seit sie 13 Jahre alt war, schon zur Genüge geführt. Als sie sich mitsamt ihrer Sauerstoffflasche dann eben doch dem Willen der Eltern beugt, hat die Selbsthilfegruppe weit mehr zu bieten, als die 16-Jährige dachte: nämlich Gus. Die "Boy meets Girl"-Geschichte erzählt ein Kennenlernszenario unter dem Umstand, dass das "Für immer"
Es gibt keine Szene, die ohne sie stattfinden würde - und das ist eine reine Freude. Besonders, wo Frauen wie sie normalerweise nicht im Mittelpunkt stehen dürfen. - Die optisch propere Endfünfzigerin Gloria will kein einsamer Satellit sein - sie ist geschieden, die erwachsenen Kinder rufen selten zurück, also flirtet sie sich durch Single-Tanzabende und stößt auf potenzielles Glück: Rodolfo. Doch der Umgang mit der neuen Liebe gestaltet sich recht schwierig … Sebastián Lelio ist mit seiner in Santiago de Chile angesiedelten Tragikomödie ganz nah an seiner Protagonistin, die er in
Schlangen, Schrotflinten, rostige Wohnmobile: Neuland in der Welt der Zwillinge Sophie und Daan. Die schicken Mittdreißigerinnen (aus den Niederlanden) treffen erstmals auf ihre biologische Mutter, Jackie (in den USA), die es quer durch die Wüste von New Mexico in ein Reha-Zentrum zu kutschieren gilt: Einen Flug verhindert Jackies geplatztes Trommelfell, hinters Steuer klemmen kann man sie aufgrund eines Gipsbeins nicht. Ergo: Roadtrip! - Und zwar ein nicht eben gastlicher; Jackie ist wortkarg, störrisch und verwahrlost, das Interesse, einander kennenzulernen, ist auf allen Seiten bedingt
Rory Jansen hat ein Buch geschrieben, er hat den großen Wurf gelandet. Was der junge Starautor bei Galaabenden besser unerwähnt lässt: Das Werk, dem Tiefgang und eine starke Stimme attestiert werden, stammt gar nicht von ihm: Er gab ein gefundenes Manuskript als das eigene aus. Auf Schuld folgt natürlich Zahltag - oder eigentlich Fragen der Moral (ähnlich jenen in Martin Suters "Lila, Lila“). Ein älterer Herr, der wahre Urheber, konfrontiert Jansen mit dem Unrecht. Kann man mit Schulterklopfern für etwas Gestohlenes leben? Brian Klugman und Lee Sternthal versuchen in ihrem Regiedebüt
Die Szenerie beginnt, als befänden wir uns bei Alfred Hitchcocks "Shadow of a Doubt“: Gutaussehender Onkel trifft auf Nichte, man fühlt sich verbunden, bloß: Der Mann scheint ein Geheimnis zu haben. Bei "Stoker“, Park Chan-wooks erster nicht in Südkorea produzierter Arbeit sind Leerstellen omnipräsent. An Indias 18. Geburtstag verunglückt der geliebte Vater, an seine Stelle tritt der bis dato unerwähnt gebliebene Bruder des Verstorbenen, auch dieser Onkel heißt, ein Blick auf Hitchcock, Charlie. Charlie ist ebenso reizend wie undurchschaubar, das Interesse des introvertierten
Wille und Starrsinn sind ausgeprägt, nur der Körper, der lässt ihn immer mehr im Stich: Baseball-Talent-Scout Gus Lobel hat mit dem Alter zu kämpfen: Die Augen spielen nicht mehr mit. Dabei wird aktuell um den schillerndsten Nachwuchs-Schlagmann gerangelt. Die Führungsriege der "Atlanta Braves“ beginnt Gus’ Expertise und seinen Old School-Methoden zu misstrauen - und eher auf die Weissagungen von Software zu setzen. Widerwillig lässt Gus sich von Tochter Mickey helfen - dies bedeutet Probleme emotionaler Natur. Clint Eastwood beschäftigt sich als mürrischer Einzelgänger
In "Sex and the City“ hechtete sie als Protagonistin Carrie auf der Suche nach einem Mann auf High Heels durch Manhattan, nun versucht sie Job und Familie in Boston unter einen Hut zu kriegen: Die chice "Working Mum“, die Sarah Jessica Parker an der Seite von Film-Ehemann Greg Kinnear und Film-Chef Pierce Brosnan mimt, klingt wie die logische Fortsetzung der HBO-Serie. Als arbeitende Mutter hat Kate (nach dem Bestseller von Allison Pearson) jede Sekunde des Tages dreifach verplant - und außerdem ein chronisch schlechtes Gewissen. Der Versuch, jeder Rolle perfekt zu entsprechen, es allen
Sie werden als das nächste große Ding der Hamburger Schule gefeiert und wohnen noch bei den Eltern, als Sandra Trostel die Arbeit an ihrer Doku aufnimmt - über eine Band, die gerade zwei Songs geschrieben und eben ihr zweites Konzert gegeben hat; das Charisma von "1000 Robota“ hat die Cutterin zu ihrem Regiedebüt verleitet. So beobachtet sie drei Teenager mit Plattenvertrag, die sich den Regeln der Musikindustrie nicht unüberlegt unterwerfen wollen. Die damit konfrontiert sind, dass sie von der internationalen Presse gefeiert werden, deren Tour aber miserabel besucht ist und ihr Label
Paul Bettany arbeitet ein zweites Mal mit Regisseur und Effekte-Künstler Scott Stewart: Auf den Zorn Gottes ("Legion“) folgen bei der Verfilmung der Graphic-Novel-Serie "Priest“ blutsaugende Untote. Die Menschheit teilt sich die Welt mit Vampiren, was von jahrhundertelangen Kriegen gezeichnet ist. Eine der entscheidenden Figuren auf der (unterdrückten) Seite derer, die doch noch über pulsierendes Blut in ihren Adern verfügen: ein Priester, der sich, als seine Nichte von den Untoten entführt wird, auf die Jagd begibt. Diese geschieht erstens in 3-D und zweitens sehr actionlastig, womit
In „Agora – Die Säulen des Himmels“ nimmt sich Regisseur Alejandro Amenábar der antiken Philosophin Hypatia an.Die Geschichtsschreibung hat sie so gut wie vergessen, Hypatia, die von ca. 370 bis 415 in Alexandria lebte; keine ihrer Schriften ist überliefert. In Erinnerung ist die Philosophin, Mathematikerin und Astronomin in erster Linie ob ihrer Ermordung geblieben: ein Opfer religiöser und politischer Machtkämpfe; von fanatischen Christen getötet.Alejandro Amenábar lässt fünf Jahre nach „Das Meer in mir“ ihre Historie aufleben, ihre Rolle als Märtyrerin der aufgeklärten
430 Millionen Chinesen leiden unter der korrupten Qing-Dynastie, ein Jahrzehnt tobt Bürgerkrieg, 50 Millionen Menschen sterben. "Warlords" ist ein Film, der sich in diesem "Setting" einnistet und muss den Hang zur ungeschönten Opulenz mitbringen. Virtuos, aber überladen inszeniert Blockbuster-Regisseur Peter Ho-Sun Chan das aufwändige Schlachtenepos. Er bringt den desillusionierten General Pang in der Taipin-Rebellion mit zwei Banditen zusammen, um eine Geschichte über Machtrausch und Korruption zu erzählen. Pang und seine baldigen Blutsbrüder Wu-Yang und Zhao Er-Hu schließen sich der
Alter ist relativ: Das beweisen die Impressionen eines Seniorenchors im Dokumentarfilm "Young@Heart".Sie sind zwischen 75 und 92, und während die meisten ihrer noch lebenden Altersgenossen ihre letzten Tage in Heimen zählen, schmettern sie Songs von den Ramones oder The Clash: Sie haben sich dem Punk verschrieben, dem Soul, dem Rock. Die Damen und Herren mit schütterem Haar und einer eigentlichen Vorliebe für klassische Musik geben Versionen von Nirvana- und James Brown-Songs zum Besten, haben vor Gefängnisinsassen ebenso gesungen wie vor dem norwegischen Königspaar - und vor der Kamera:
Ein Nachbarschaftsstreit komplexen Ausmaßes: Ein Zitronenhain in der West Bank, unmittelbar an der Grenze zu Israel, wird zur Sperrzone, zum Sicherheitsrisiko erklärt, würde er Terroristen doch Schutz bieten; gegenüber residiert neuerdings der israelische Verteidigungsminister. Die Einnahmequelle der palästinensischen Witwe Salma, ihre 50 Jahre alten Bäume sollen abgeholzt werden. Doch Salma sträubt sich - und zieht mit einem jungen palästinensischen Anwalt bis vor den Obersten Gerichtshof Israels. - Der einsamen Kämpferin um Gerechtigkeit haucht Hiam Abbass würdevoll Leben ein;
Das Animationsfilmfestival "Anilogue" findet in den Donaumetropolen statt. 32 Kurzfilme bewerben sich um den "Best of Anilogue Award".Das renommierte internationale Animationsfilmfestival Anilogue breitet sich in seiner inzwischen sechsten Auflage aus: Austragungsorte sind Wien und Budapest; die schönsten und aktuellsten animierten Spiel- und Kurzfilme finden nun in zwei Hauptstädten und fünf Kinos ein Publikum. 32 (von 500 eingereichten) Kurzfilme(n) kämpfen in der Competition um den Best of Anilogue Award (Abschlussgala am 3. Dezember im Filmcasino). Ein Langfilm-Highlight stellt "Sita
Mehr als 1.000 Frauen jubeln, tanzen, toben, Männer sind heute im Stadion verboten. Der Ausgang des Fußballspiels, einem Freundschaftsspiel zwischen der iranischen Frauen-Nationalmannschaft und einer Berliner Mädchenbezirksmannschaft, ist nicht entscheidend, das Besondere ist, dass das Spiel überhaupt stattfinden kann. In „Football Under Cover“ ist das runde Leder Ausdruck von Freiheit; der Wunsch nach Gerechtigkeit entlädt sich hier.Ein Jahr zurück: Marlene erfährt von einer Frauen-Mannschaft in Teheran, die noch nie gegen einen anderen Verein gespielt hat; der es nur erlaubt ist,
Kristen und James steuern nächtens ihr abgelegenes Sommerhaus an, es herrscht angespanntes Schweigen: Ihre Beziehung steht auf wackeligen Beinen; darüber zu grübeln, dafür bleibt kaum Gelegenheit: Es klopft an der Tür, Auftritt einer verwirrten jungen Frau, die nach einer Unbekannten fragt. Die merkwürdige Begegnung entwickelt sich zu einem Horrorszenario: Das Paar sieht sich fast unsichtbaren Eindringlingen ausgeliefert, die ohne ersichtliches Motiv angreifen … Sicheres Terrain verwandelt sich ohne Vorwarnung in ein Spielfeld, auf dem nach unfairen Regeln gekämpft wird. Die Angreifer
„Das Lächeln der Sterne“ ist ein weiterer Liebesfilm aus der Traumfabrik Hollywoods. Wieder mit Richard Gere.Der Sturm peitscht über Rodanthe – und das nicht nur im Sinne der Naturgewalt, die offensichtliche Metapher tobt auch in den Köpfen und Herzen der beiden Protagonisten, als sie unvermutet aufeinandertreffen. Ihn, einen Arzt auf der Durchreise, hat ein unangenehmes Gespräch hierhergeführt, sie eine ausstehende Entscheidung: Nachdem ihr Ehemann sie betrogen hat, möchte dieser wieder zu ihr zurückkehren.Aus dem Wochenende, das die Ordnung ihrer Probleme ermöglichen soll, wird
"Elle s'appelle Sabine" Das Schicksal einer Schwester.S ie nennt sich Sabine, so die deutsche Übersetzung des berührenden und intimen Regiedebuts der französischen Schauspielerin Sandrine Bonnaire. Dass es sich bei den beiden Frauen tatsächlich um ein und dieselbe Person handelt, fällt schwer zu begreifen: Die Super 8-Aufnahmen zeigen eine wache, hübsche, junge Frau, mit euphorischem Glanz in den Augen. Es sind Bilder der Erinnerung. Vergleichswerte, die fassungslos stimmen. Denn die Bilder von heute - sie zeigen einen apathischen, rundlichen Menschen, dem Spucke übers Kinn rinnt, woran
Ein junger Pole unter zwei Millionen Museumswärtern: Radek Knapps Bestseller "Herrn Kukas Empfehlungen" jetzt auf der Leinwand.Ob "so ein Riesenmuseum wie Wien" das richtige Reiseziel für einen jungen Mann wie ihn, Waldemar, sei, stellt der Nachbar, Herr Kuka, in Frage. "Dort leben nämlich zwei Millionen Museumswärter auf engstem Raum und reden dauernd über den Tod." Aber immerhin gäbe es leckere Nachspeisen. Wenn Waldemar in einem Kaffeehaus sei, solle er unbedingt einen Lipizzaner ordern.Also bricht Radek Knapps Protagonist auf. Steigt in einen klapprig-rostigen Bus und lässt sich in
Ein demokratischer Mikrokosmos: die Berliner Philharmoniker und Sir Simon Rattle. „Trip to Asia“ erzählt von deren Ostfahrt ebenso wie von einer Reise ins Innere.Die Suche nach dem Einklang“. Der Untertitel von „Trip to Asia“ trifft den Nagel auf den Kopf: Aus der Vielfalt entsteht Einklang, und nach Einklang – mit sich selbst und den anderen – müssen die Orchestermitglieder der Berliner Philharmoniker suchen, denn die 126 Personen sind verschieden, wie sie verschiedener kaum sein könnten.Thomas Grube hat sich nach „Rhythm Is It!“ erneut mit den Berliner Philharmonikern
Zwischen der zweiten und der dritten Episode sind sie einzuordnen, die vollständig animierten "Clone Wars", die nun leere Stellen in der "STAR WARS"-Saga ausmalen sollen: Die Klonkriege haben verheerende Auswirkungen auf die Galaxis, die Jedi-Ritter versuchen, die Ordnung aufrechtzuerhalten, während sich die Mächte der Dunklen Seite auf immer mehr Sternensysteme ausbreiten und die Galaktische Republik an Einfluss verliert. Anakin Skywalker und seine Padawan-Schülerin befinden sich auf einer Mission: Sie müssen es mit dem Gagsterboss Jabba der Hutt aufnehmen, was Graf Dooku samt
Trotz Starbesetzung - Kingsley und Cruz - und Philip Roths Literaturfundament ist "Elegy" unbedeutend.Der Professor und die hübsche Studentin: Eines der abgegriffensten Klischees entfaltet sich vor Isabel Coixets Kamera: Eine Adaption von Philip Roths Altherren-Bestseller "Das sterbende Tier" ist es, die Ben Kingsley als alternden Intellektuellen Kepesh auf Penélope Cruz treffen lässt: Man unterrichtet, interessiert sich, verführt. Nur passiert dem affärenerprobten Zyniker etwas nie Dagewesenes: Er verliebt sich. Sabotiert die Beziehung dann aber doch, aber ein Schicksalsschlag führt die
Eine Art Borat mit Trockenhaube: Adam Sandler in "Don't Mess with the Zohan" als Agenten-Friseur .Auch Top-Agenten haben Träume, manche drehen sich um Bobs und Ponys: "The Zohan", Top-Agent der israelischen Mossad, hat Besseres mit seiner Zeit geplant, als ständig den palästinensischen Terroristen "The Phantom" (John Torturro) zu jagen. Also täuscht er seinen Tod vor, um in New York eine neue Karriere anzustreben: als Hair-Stylist. Nur findet ihn auch im heruntergekommensten Salon der Feind (und die Liebe).Den eigentümlichen Haarkünstler gibt Spaßbarde Adam Sandler. Die Herzen der
"Du bist nicht allein" erzählt von kleinen Gesten, großen Sehnsüchten und zarter Verliebtheit im grauen Alltag.Ich bin ein Malermeister aus Deutschland" heißt auf Holländisch so etwas wie "Meenje un hm-hm-hm van der Hermannlande". Zumindest in den Ausreden von Herrn Moll. In der Haushaltskassa fehlen 200 Euro, die der Arbeitslose vor seiner Frau durch einen Sprachkurs rechtfertigt; Weiterbildung, ne? Dabei ist der inoffizielle Verbleib des abtrünnigen Geldes: in der Nachbarwohnung; investiert in eine Waschmaschine. Herr Moll hat in der Mitte seines Lebens etwas erlebt, womit er nicht
"Nichts als Gespenster" ist ein stimmiger Episodenfilm.Verschachtelt ist der Episodenfilm aufgebaut, die einzelnen Geschichten, fünf an der Zahl, laufen aber nebeneinander her, sind quer über die Kontinente verstreut, die jeweiligen Protagonisten haben keinerlei Berührungspunkte. Zumindest, was ihre Handlungswege betrifft. Was aber allen Geschichten gleich ist, ist die Grundstimmung: ihre Melancholie. Dass die Figuren, alle um die 30 Jahre alt, auf Reisen sind - und so auch auf der Suche: nach Veränderung, nach Abenteuern, nach Liebe. Nach einem Leben, das sie vielleicht glücklicher
Städter finden Geschmack am Land: Eric Guirados "Der fliegende Händler" beschreibt eine Welt, in der es noch Tante-Emma-Läden auf Rädern gibt.Auf den Herzinfarkt des Vaters reagiert er eher genervt als bestürzt, auch die Bitte der Mutter, mit dem mobilen "Tante Emma-Laden" über Landstraßen zu tuckern, um selbst die isoliertesten Kunden mit Brot und Erbsen zu versorgen, löst bei Antoine nicht eben Begeisterungsstürme aus. Antoine (Nicolas Cazalé, der auch in "Die große Reise" murren durfte) zieht im Film "Der fliegende Händler" wieder in sein Elternhaus, das er vor Jahren im Streit
"Horton hört ein Hu!": Ein Staubkorn schreit - und der Dschungel spielt verrückt.Nach vereisten Landschaften ("Ice Age") konzentrieren sich die Fox'schen Erfolgsanimateure auf mikroskopisch Kleines: In "Horton hört ein Hu!" spricht ein Staubkorn zu Horton, einem stattlichen Elefanten, aber eigentlich sprechen die wild behaarten, winzigen Menschen, die darauf hausen. Des Elefanten Forderung, das kleine Volk in Sicherheit zu bringen, stößt auf den Spott und die Gegenwehr der restlichen Dschungel-Mannschaft.Die animierte Fassung des 50 Jahre alten Kinderbuchklassikers von Theodor "Dr. Seuss"
"Michael Clayton": George Clooney als eiskalter Macher und gebrochener Außenseiter, dessen Gewissen sich zu Wort meldet.Er ist der Mann fürs Grobe. Der, der alles wieder hinbiegt, auch jenseits des Gesetzes. Jemand, der im Hintergrund handelt. Lautlos. - Dabei beginnt die Geschichte mit einem lauten Knall. In grauer Einöde genießt Michael Clayton im gleichnamigen Film einen Moment der Stille in der idyllischen Landschaft. - Als hinter ihm sein Auto in Flammen aufgeht.George Clooney füllt mit zurückgenommenem Spiel den zerknirschten, zerrissenen Juristen Clayton aus, der sich in einem
Menschen als "Ladung"? Nicolas Klotz vergleicht die nüchterne Sprache der Gegenwart mit jener der Schoa.Die Geschichte beginnt als Spionageakt: Der Generaldirektor scheint geistig nicht mehr auf der Höhe zu sein, also soll Konzernpsychologe Simon Nachforschungen anstellen. Doch so rational dieser bei Tag auch ist, so zügellos ist er nächtens. Kühl trennen lassen sich diese beiden Gesichter nicht mehr; Reales und Imaginäres verschwimmen, besonders, als Simon auf Verbindungen mehrerer Mitarbeiter zum Nationalsozialismus stößt.Im Kleid eines Psychogramms, unter dem Deckmantel des
In "Hotel Very Welcome" zeigt Sonja Heiss humorvoll den Facettenreichtum des Rucksacktourismus'.Fünf junge Menschen schickt Sonja Heiss in "Hotel Very Welcome" auf Sinnsuche. Oder auch nur auf Reisen, damit sie Partybedürfnisse stillen können. Rucksack- oder Individualtouristen sind die Untersuchungsobjekte, rastlose Glückssuchende, die nach Freiheit und Abenteuer gieren, aber mitunter nur Streit finden. Wie etwa Joshua und Adam, die von einem Paradies voller skandinavischer Schönheiten an thailändischen Stränden träumen, wohingegen die Realität dann doch etwas anders aussieht: Sie
In "Bye Bye Blackbird" entführt Robinson Savary in den Zirkus und ins Fin de siècle - und verliert dabei auch filmisch den Boden unter den Füßen.Am Trapez durch die Lüfte zu gleiten: Der junge Arbeiter Josef plant luftigen Träumen nachzugehen - um seiner Angebeteten, die in diesen Höhen zu Hause ist, nahe zu sein. Nur schlägt anstelle eines Happy Ends das "Schicksal" zu. Eine Tragödie, die es ihm unmöglich macht, sein Leben auf der Erde wieder aufzunehmen.Porträtfotograf Robinson Savary entführt mit "Bye Bye Blackbird" ins Paris zu Beginn des 20. Jahrhunderts, wo der
In "King of California" sind Vater und Tochter spanischem Gold auf der Spur. Ein bunter Themenmix gerinnt zur skurrilen Komödie mit tragischem Unterton.Große Pläne bringt Charlie nach zwei Jahren in der Psychiatrie mit: Er ist einem verborgenen Schatz eines spanischen Eroberers auf der Spur. Blöderweise steht dort, wo Charlie den Nachforschungen zufolge zu buddeln beginnen müsste, heute ein Supermarkt … Teenie-Tochter Miranda soll dem Traumtänzer dabei helfen, doch noch an die Golddublonen zu kommen.Charlie konfrontiert seine 17-jährige Tochter mit überschäumendem Tatendrang und
"Pornorama": Ein biederer Film aus der "Aufklärungszeit".Ende der 60er, und dennoch: Das Ideal und der Mythos von freier Liebe lässt sich gar nicht so leicht in die Tat umsetzen. Bennie ist Polizeianwärter und verliebt in eine Kommunardin. Also muss eine andere Biografie erfunden werden. Bennies Bruder Freddie macht ihm das Leben nicht gerade einfacher. Der Lebemann bringt den braven Burschen nämlich dazu, mit ihm einen "Aufklärungsfilm" zu drehen.Auch wenn die romantische Komödie das populäre Thema der sexuellen Befreiung aufgreift: Sie steuert doch entschlossen auf ein seliges
Auch Hollywood-Star Leonardo DiCaprio will in "5 vor 12" den Planeten retten, doch vor lauter Botschaft wählte er die falschen Mittel.Neben dem amerikanischen Beinahe-Präsidenten und Oscarpreisträger Al Gore gehörte das "Gesicht zu, Live Earth'", dem 24-stündigen und global vernetzten "Konzert gegen den Klimawandel" auf Cameron Diaz' Körper. Gore hat vielerlei prominente Unterstützung. George Clooney und Julia Roberts etwa rufen mit ihm zur "environmental revolution" auf. Hollywood-Stars gehen mit gutem Beispiel voran. Manche reisen nicht nur via Hybridauto zum roten Teppich, sondern
Mit "Der Sternwanderer" gelingt Matthew Vaughn ein starbesetztes Fantasy-Märchen.Ein aufwändig produziertes Fantasy-Abenteuer, bei dem sich alles um das Herz dreht: In "Der Sternwanderer" möchte Tristan das von Victoria erobern, und soll für die verwöhnte Dame einen Stern organisieren, der vom Himmel gefallen ist. Hinter diesem ist nicht nur der verliebte Narr her, sondern auch eine Horde Prinzen, die den Thron erklimmen wollen, und drei Hexen, die im Kometen einen Jungbrunnen sehen. Das Herz eines Sterns scheint das kostbarste Gut zu sein - und die menschliche Sternschnuppe, die
"Ratatouille": Pixars achtes Landfilmabenteuer ist eines der besten aus den Animationsstudios.Versteckt unter der Haube dirigiert sie seine Bewegungen und verwöhnt inkognito die noblen Gaumen der Pariser Gäste: Lösen Ratten in Küchen normalerweise spitze Schreie der Entrüstung aus, sorgt diese hier für Entzücken. Remy hält wenig davon, seine Nase in Mülltonnen zu stecken, und arbeitet heimlich in einem Haubenrestaurant. Er hilft einem unbeholfenen Küchenjungen aus der Patsche und kann endlich seiner Leidenschaft, dem Kochen, nachgehen. Die Gesundheitsbehörde reagiert
"A Mighty Heart" - die Entführung des "Wall Street Journal"-Korrespondenten Daniel Pearl als packender Thriller.Er würde sich abends vermutlich etwas verspäten, meint Daniel, als er sich von seiner Frau verabschiedet, um einen Terroristenführer zum Interview zu treffen. Aus später wird nie. Michael Winterbottoms Drama A Mighty Heart - Ein mutiger Weg beschäftigt sich mit dem Leben des Journalisten Daniel Pearl. Am 23. Jänner 2002 verschwindet der Südostasienkorrespondent des Wall Street Journals spurlos. Seine schwangere Frau Mariane, ebenfalls Journalistin, bleibt allein im
Romeo & Julia mit Bollywood-Einschlägen made in Serbien: "Gucha". Was nach einer interessanten Mixtur klingt, verläuft sich im Mittelmaß.Es ist eine sehr freie Romeo und Julia-Variation, die Dušan Milic´ auftischt: Todgeweiht ist keiner, wenn Julianas Vater ihre Liaison mit Romeo ein Dorn ins Auge ist. Gucha. Distant Trumpet gefällt sich als bunte Mixtur: Ein paar Shakespeare-Referenzen hier, ein wenig Bollywood-Stilistik da, die Dramatik räumt dem Komischen großzügig Platz ein und alles wird übertönt von: Trompetenklängen. Die Tochter von Satchmo, dem bekanntesten Trompeter
"Grindhouse", Part I: Quentin Tarantino freut sich über eine bunte, opulente Hommage an den Trashfilm der 60er und 70er Jahre.P lot ist nicht unbedingt das, woran Quentin Tarantinos Herz hängt. Stilistische Purzelbäume sind es, sich in ausgeprägter Zitierwut suhlen, sich dem Trash und dem Gewaltrausch hingeben. Und "Tarantino-typische" Dialoge darüber streuen. Sein neues Projekt, das gemeinsam mit Freund und Regisseur Robert Rodriguez erdacht wurde, ist eine Hommage an die Grindhouses der 60er und 70er, die überwiegend billige Horror-, Softsex- und Actionfilme in Double Features auf die
Kitsch-VollbadNick betritt die Schule, wie jeden Morgen. Nur ist es kein alltäglicher Schulbesuch: Seine Umwelt bemerkt ihn nicht, er scheint unsichtbar geworden zu sein. Es ist nämlich nur die Seele des Vorzeigeteenagers, die schwebend zwischen Leben und Tod durch die Schulgänge geistert.Die Kleinkriminelle Annie hat den Jungen, der sie vermeintlich bei der Polizei angeschwärzt hat, verprügelt und totgeglaubt im Wald zurückgelassen, während seine Seele verbissen beginnt, den Geschehnissen auf den Grund zu kommen. Denn das, was von Nick (Justin Chatwin: Krieg der Welten) übrig
"Sie sind ein schöner Mann": Die Feel-Good-Komödie zum Thema Frauenkauf lebt von Hauptdarsteller Michel Blanc.Ein Kurzschluss an der Melkmaschine - schon ist der grantige Bauer seine Gattin los. Die Trauer macht ihm weniger zu schaffen als die verlorene Arbeitskraft. Also wendet sich Aymé nach nur zehn Tagen als Witwer an ein Ehevermittlungsinstitut, welches mit dem Heiratswilligen aufgrund der wenig romantischen Basis eine Reise nach Rumänien unternimmt. Zu einem Kandidatinnen-Casting. Das schließlich Elena nach Frankreich lockt …Bei der Thematik Frauenkauf erwartet man eher eine
Im Märchenland sind die Geschichten ausgegangen: "Shrek - der Dritte" gibt sich Mühe, bleibt aber farblos.Zu Beginn galt es, die Prinzessin aus den Fängen des Drachens zu retten, anschließend wurde der Oger zu den hoheitlichen Schwiegereltern zitiert, als logische Konsequenz soll Shrek im dritten Teil die Krone aufgesetzt werden. Übertriebenes Tamtam um seine Person mag Shrek bekanntermaßen nicht, also muss das grüne Monster schleunigst mitsamt Esel und gestiefeltem Kater den anderen potenziellen Thronfolger auftreiben, um den Pflichten des Thrones zu entkommen. Gattin Fiona hat derweil
Bei "Primeval - Die Fährte des Grauens" ist der Titel tatsächlich Programm, ein filmisches Fiasko das Ergebnis.Man stelle sich Hotel Ruanda versehen mit einem Schwarm wütender Riesenhornissen vor, Blood Diamond mit einem Godzilla-artigen Monster. Und wäre Darwin's Nightmare eine fiktive Aufarbeitung, dann könnten mutierte Monsterfische eine tragende Rolle spielen: So ähnlich funktioniert Primeval - Die Fährte des Grauens. Regisseur Michael Katleman versucht sich an der nicht uninteressanten Mixtur aus Polit-Genre und B-Movie, "basierend auf wahren Begebenheiten".Eine bestialische
In seinem Spielfilmdebüt "Als das Meer verschwand" lüftet Brad McGann tief sitzende Familiengeheimnisse der Protagonisten.Siebzehn Jahre ist es her, dass Paul seine Heimatstadt Hals über Kopf verlassen hat; die Beerdigung des Vaters treibt den Kriegsfotografen zurück in die Einöde Neuseelands, zurück in seine Vergangenheit.Wo sein Bruder und seine Jugendliebe nicht eben erfreut auf sein Erscheinen reagieren. Auch Pauls langsam wachsende Freundschaft mit der jungen Celia wird kritisch beäugt - erst recht, als diese spurlos verschwindet …Brad McGann gelingt es in Als das Meer
"Inland Empire" ist wohl der experimentellste und rätselhafteste Film von Star-Regisseur David Lynch .Es ist viel schöner, Ideen abstrakt zu lassen. So kann jeder etwas darin für sich entdecken. Sobald wir alles konkretisieren und vereinfachen, bleibt nichts Sagenswertes mehr übrig", meint David Lynch. Er mag es nicht, nach Interpretationen seiner Werke gefragt zu werden, sie zu analysieren, Lösungen anzubieten. Das Leben an sich sei sehr kompliziert, also solle es auch Filmen erlaubt sein, es zu sein. - Sein jüngster Film gestaltet sich dementsprechend nebulös.Wie es sich durch sein
Mit seiner Collage aus Musik, Licht und Tanz lockt Carlos Saura in "Iberia" namhafte Künstler aufs Parkett.Musik und Tanz sollen für sich stehen, auf einen narrativen Faden verzichtet Carlos Saura in Iberia völlig. Mit Filmen wie dem Oscar-nominierten Carmen (1983) und Flamenco (1995) demonstrierte er seine Liebe zum Tanz. Sein neuester Film möchte die Leidenschaft für Flamenco, klassisches Ballett und modernen Tanz vereinen. Saura beobachtet eine Reihe namhafter Künstler bei Proben, bei Auftritten. Tänzer und Choreographen wie Sara Baras und Antonio Callas treffen auf Musiker wie den
In "Das Mädchen, das die Seiten umblättert" spielt Denis Dercourt mit den Erwartungen des Publikums.Die zehnjährige Mélanie liegt im Bett, ihre Finger berühren imaginäre Tasten, im Geiste spielt sie Klavier, "übt" noch für das Vorspielen am Konservatorium. Parallel dazu geschnitten: Ein Fleischermesser im Einsatz. Und der Zuschauer ahnt bereits, dass das Vorspielen nicht von Erfolg gekrönt sein wird. Denis Dercourt genießt es, in Das Mädchen, das die Seiten umblättert, kleine Ahnungen zu wecken.Ausgerechnet während Mélanies Vorspielens erfüllt die berühmte Pianistin Ariane
Der Eröffnungsfilm des "Balkan Fever CINEMA" verknüpft Tristesse mit Lebensmut: Bohdan Slámas "Die Jahreszeit des Glücks".Zu Weihnachten trudelt das heiß ersehnte Flugticket ein: Ihr Freund möchte Monika von der tschechischen Industriestadt "befreien", sie soll ihm in die USA folgen. So etwas wie Zukunft findet schließlich anderswo statt. Doch dann wird die labile Nachbarin in eine psychiatrische Einrichtung abtransportiert und in der versifften Wohnung bleiben zwei kleine Kinder zurück, um die sich Monika und Toník, heimlich in Monika verliebt, fortan kümmern.Das Glück schwebt in
"Fast Food Nation" als Appell ans Verantwortungsbewusstsein: Richard Linklater übt sich in Gesellschaftskritik.Nikolaus Geyrhalter interessierte sich im Vorjahr mit Unser täglich Brot für die Nahrungsmittelindustrie. Hu-bert Sauper forschte 2004 dem Victoriabarsch hinterher (Dar-win's Nightmare), während sich Morgan Spurlock durch eine gesundheitsschädigende Selbstversuchs-Doku (Super Size Me) fraß. Das Lebensmittelgewerbe ist ein beliebter Filmstoff. Auch Richard Linklater hat es für sich entdeckt und klärt seine Seher über die kritikwürdige Fast Food-Industrie auf. Die Vorlage: ein
18 namhafte Regisseure entwerfen Postkarten - für den Episondenfilm "Paris je t'aime", der Überraschendes wie Enttäuschendes bereithält.Ein Mann beschließt, zwischen Hauptgang und Nachtisch seine Frau zu verlassen. Ein Pantomime findet hinter Gittern das große Glück, eine Schauspielerin ihren Drogenkurier fast aufregender als die überbrachte Ware. - Vampire, Oscar Wildes Geist und brachial-surreale Friseurinnen streifen durch Straßen, die alle auf dem Stadtplan von Paris zu finden sind. Die Stadt der Liebe beherbergt ein höchst ambitioniertes Projekt: Namhafte Regisseure und
Die filmische Betrachtung des ugandischen Diktators Idi Amin brachte einen wahren Preisregen für "Der letzte König von Schottland".Abenteuerlust verschlägt einen jungen schottischen Arzt in den Siebzigerjahren nach Uganda, wo er unverhofft Höhenluft schnuppern wird: Durch Zufall stößt er auf den eben an die Macht gekommenen Idi Amin (Forest Whitaker) und steigt zum Arzt und Berater des frischen Staatsoberhaupts auf. Verführerisch ist das Angebot, an der Seite des Mächtigen zu wirken - vermutlich so sehr, dass er fast unglaubwürdig lange nicht erkennen mag, dass sein Förderer
"Bobby": Alles andere als ein Biopic über Robert Kennedys Ermordung 1968.Der Geist des Titel gebenden Robert Kennedy überstrahlt die gesamte Produktion - auch wenn er selbst als Filmfigur überwiegend nur ein Schattenwurf ist: Emilio Estevez' Bobby ist alles andere als ein Biopic. Am 4. Juni 1968 will Kennedy verkünden, dass er für das Amt des Präsidenten kandidieren wird - doch kurz davor wird er Opfer eines Attentats. An eben diesem Tag lässt Estevez das Schicksal von 22 Menschen im Ambassador Hotel in L.A. zusammenlaufen. Er porträtiert scheinbar Alltägliches - und doch spiegeln
"Ghost Rider": Trotz Querverweisen, Special Effects und prominenter Darsteller eine seelenlose Comic-Verfilmung.Nicolas Cage träumte immer davon, einen Superhelden zu mimen und Regisseur Mark Steven Johnson scheint nach Daredevil und Electra noch nicht die Lust daran verloren zu haben, Abenteuer mutierter Charaktere zu inszenieren. Der kleinste gemeinsame Nenner der beiden - die Liebe zu Comics - führte zu einer Verfilmung.Das Problem bei der Sache nur: Das Marvel'sche Archiv ist - genau wie das DC Comic-Universum - schon ziemlich erschöpft, wenn es darum geht, frische Helden für die
"Nue Propriété" von Joachim Lafosse: Die einnehmende Isabelle Huppert in einer Geschichte über trügerische Familienidylle.Der Umgangston ist neckisch und salopp - ob beim gemeinsamen Essen oder wenn sich die Mutter kritisch im Badezimmerspiegel beäugt und sich ihre beiden Söhne, Zwillinge, über sie lustig machen. Doch das Familienidyll trügt; so tief verankert, wie es vorerst scheint, sind die Bande nicht: Die bloße Überlegung der Mutter, das eigene Haus zu verkaufen, lässt den geschlossenen Mikrokosmos explodieren. Hier ist so manches im Unreinen …Auf meisterhafte Weise erzählt
Josef Bierbichler trumpft mit schauspielerischem Talent auf und rettet so die filmische Schubert-Interpretation "Winterreise".Als "Arschlochpost" bezeichnet Brenninger all die Rechnungen, Mahnungen, Forderungen, die in seinen Briefkasten flattern. Man sollte meinen, dass man vor "Arschlochpost" gewappnet ist, wenn man schon die nötige Terminologie für sie erfunden hat. Es ist die alte Geschichte: "Geschäftsleute aus Kenia" suchen einen seriösen, deutschen Geschäftsmann, um auf dessen Konto 15 Millionen Dollar zu "parken". Dafür winke eine saftige Provision. So geht Brenninger, am Rande
Zurückhaltung und Trostlosigkeit sollen in "Man muss mich nicht lieben" in (Tango-)Leidenschaft resultieren. Reine Rechnung, die nicht ganz aufgeht.Jean-Claude ist fünfzig Jahre alt und Gerichtsvollzieher. Seine Frau hat ihn verlassen, zu den wenigen zwischenmenschlichen Stabilitäten zählen die Besuche bei seinem Vater im Altersheim - wo es bösartige Schimpftiraden regnet. Man muss mich nicht lieben heißt der Film richtig. Und Lebensfreude versprüht die melancholische Komödie zu Beginn auch denkbar wenig. Bis Jean-Claude sich zu einem Tanzkurs entschließt und zu Tangoklängen der
Valeska Grisebachs hoch gelobtes Drama "Sehnsucht" erzählt von einer klassischen Dreiecksgeschichte - und macht die Leinwand lebendig.Es ist eine "einfache Geschichte", die auf einer "altmodischen Bühne" - einem unscheinbaren brandenburgischen Dorf - gezeigt wird. Und doch entlockte dieses "einfache Stück" Hans Hurchs Mund höchst verzückte Worte. Der Viennale-Chef konstatiert, Valeska Grisebachs Drama sei "schön und schmerzhaft wie aus Feuer gemacht". Manch einer würde in der brandenburgischen Landschaft nur Ödnis entdecken. Grisebach sieht in den großen Weiten mehr: "Man spürt, was
"Ein Freund von mir": Eine unaufdringliche Komödie über zwei Männer, die verschiedener nicht sein könnten.Bist du glücklich?", möchte Hans von Karl wissen. Karl (Daniel Brühl) hat keine Antwort, und Hans (Jürgen Vogel) beeilt sich, dem introvertierten Mathematiker zu zeigen, was er unter Glück versteht: Nackt im Porsche über die Autobahn düsen. Oder Mädchen, Eis, Flugzeuge. Verschiedener könnten die beiden nicht sein, sie begegnen sich auch nur zufällig, der erfolgreiche, aber gelangweilte Versicherungs-Angestellte und der Lebenskünstler, der sich mit Aushilfsjobs verdingt. Als
Charlotte Rampling wird in Laurent Cantets "In den Süden" aus dem Sonnen-, Strand-und Sexparadies Haiti vertrieben - in die politische Realität.Haiti in den Siebziegerjahren: Drei alternde Amerikanerinnen betreiben Sextourismus - bzw. "Liebestourismus", wie Regisseur Laurent Cantet korrigiert haben will: Die vernachlässigt-gelangweilten Damen genießen es, ihre Sehnsüchte zu stillen - inmitten der paradiesischen Silhouette, die leicht vergessen lässt, dass wenige Kilometer weiter Aufruhr und Angst, ausgelöst durch das Regime von "Baby Doc" Jean-Claude Duvalier, herrschen. Doch bald
Matthias Glasner und Jürgen Vogel wagen mit ihrem beklemmenden, preisgekrönten Drama "Der freie Wille" eine Reise in die Abgründe der menschlichen Seele.Matthias Glasner erspart seinem Publikum nichts: Gleich in einer der ersten Szenen wird es einer Vergewaltigung ausgesetzt. Dann: Theo, der mehrfache Vergewaltiger, der nach neun Jahren im Maßregelvollzug versucht, ein Leben in Normalität zu führen. Glasner schafft dabei eine dreidimensionale Figur: Theo erscheint nicht nur als das Monster, in manchen Szenen erwischt man sich dabei, Sympathien für ihn zu hegen. Wenn man sieht, wie
Mit dem "New Crowned Hope-Festival" lädt Regisseur Peter Sellars zur großen Mozart-GeburtstagsfeierWo Mozart aufhörte, beginnen wir." Peter Sellars' ambitioniert-originelles Geburtstagsgeschenk an Mozart spinnt dessen Werk weiter - anhand von Filmproduktionen, die im Rahmen des Mozartjahres gezeigt werden. Das New-Crowned-Hope-Festival lässt sich von Mozarts Themen inspirieren und münzt sie mit Künstlern aus aller Welt in zeitgenössische Werke in den Bereichen Musik, Theater, Tanz, Architektur, Bildende Kunst und Film um. Das Festival dreht sich konsequent um Werke aus Mozarts letztem
"Lichter der Vorstadt": 3. Teil der Kaurismäki-Trilogie.Er lebt in einer minimalistisch ausgestatteten Wohnung und arbeitet in einem menschenleeren Viertel in Helsinki; er bewegt sich nachts durch leere Räume und seine Kollegen machen sich nicht einmal die Mühe, sich an seinen Namen - Koistinen - zu erinnern. Selbst der Bankbeamte, bei dem er um einen Kredit ansucht, hat nur raue Worte in genervtem Tonfall für ihn übrig: Er werde sein Gesuch nicht einmal weiterleiten, Koistinen, ein Antragsteller ohne Bürge, solle gefälligst verschwinden.Der Meister des Lakonisch-Melancholischen, der
Aliona van der Horst zeigt außergewöhnliche Impressionen aus der Eremitage in St. Petersburg.Sie registriere die verstohlenen Blicke der Besucher, "spüre förmlich, wie sie denken: ,Was macht denn die alte Frau hier?' - Aber ich bin noch nicht alt, ich habe noch einen Glanz in den Augen", meint eine 70-jährige Museumsaufseherin - und ihre Augen funkeln besonders, wenn sie über ihr "Zuhause", die Eremitage, erzählen darf. Rund tausend Säle zählt Russlands berühmtestes Museum, etwa 350 davon sind den kulturinteressierten Besuchern aus aller Welt ständig zugänglich. Auch die
Andreas Prochaska gelingt mit "In 3 Tagen bist du tot!" Horror à la Haneke.In 3 Tagen bist du tot!" kündigt eine SMS an, womit man sich unweigerlich an den Teenie-Horrorfilm "Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast" erinnert fühlt. Der Inhalt ist nicht ganz unbekannt: Fünf Maturanten bangen um ihr Leben, das Morden beginnt scheinbar ohne Motiv, bis die Freunde in ihren Erinnerungen kramen ... Wir befinden uns nicht etwa in einem Hollywood-Studio. Das Horrorszenario spielt in der friedlichen Kulisse des Salzkammergutes. Dass Gewaltakte am besten in eher mit Idyll assoziierten
Mit illustrem Ensemble und dünnem Plot geht Barbara Albertsneuer Film "Fallen" auf Festivaltour.Plot und Schauplatz von Barbara Alberts drittem Langspielfilm sind eng abgesteckt: Fünf ehemalige Schulfreundinnen um die dreißig treffen anlässlich einer Beerdigung in ihrer Heimatstadt aufeinander. Nach 14 Jahren. Sie versuchen, wieder einen Konsens zu finden; berichten teils zögerlich - und nicht ohne die eine oder andere Schwindelei - von ihren mehr oder weniger erfolgreichen Lebensläufen, treiben gemeinsam durch zwei Tage und eine Nacht. Den gegenwärtigen Boden verlässt die klar
... mit Lucy: Ein Teenager scheitert an seiner Mutterrolle -und den Vorstellungen vom besseren Leben.Maggy wartet darauf, dass endlich etwas passiert, so etwas wie Glück, wie sie es aus dem Fernsehen kennt. Dabei scheint sie selbst nicht zu wissen, wie sie sich ihr Leben vorstellen soll. Schließlich hat die unsichere 18-Jährige bereits ein Kind. Mit Lucy lebt sie bei ihrer Mutter, ahnungslos, was sie mit sich und ihrem Leben anfangen soll. Und mit ihrem Kind, das sie zwar liebt, jedoch als Fremdkörper betrachtet. Als sie den 25-jährigen Gordon kennen lernt, zieht sie mitsamt Nachwuchs
Horst Buchholz' Sohn schafft ein umfassendes Porträt seines weltberühmten Vaters: Humorvoll, ernst und berührend zugleich.Anekdoten gibt es zuhauf: Was Billy Wilder unter richtigem Englisch verstand und warum Horst Buchholz sein Leben einem Klofenster verdankte. Wie Horst Buchholz' Frau, die Schauspielerin Myriam Bru, mit Hilfe eines Kleiderschranks "die Lollobrigida" bekämpfte und mit Scheidung drohte, sollte ihr Gatte nach Absagen diverser Visconti-Filme auch noch auf die Idee kommen, nicht mit Wim Wenders zu drehen. - Vier Jahre lang hält der Sohn, Filmemacher Christopher Buchholz, die
Mit "Emmas Glück" tischt der deutsche Regisseur Sven Taddickeneine stürmische, ungewöhnliche Liebesgeschichte auf.Der Film beginnt mit einer "liebevollen Schlachtung". Sie schneidet, zählt ruhig bis sieben, hält das sterbende Schwein im Arm. "Siehst du, es tut nicht weh; hab' ich dir doch versprochen", flüstert Emma ihm zu. Gleichzeitig sehen wir Max in der Röhre. Durch den Parallelschnitt wissen wir schon, was der Arzt wenig später attestieren wird: Auch für Max wird es nicht gut enden. Max solle sein Leben dennoch fortführen wie bisher, lautet der ärztliche Ratschlag, um nicht in
Das Prädikat "Besonders wertvoll" trägt Florian Henckel von Donnersmarcks Spielfilmdebüt "Das Leben der anderen" zu Recht.Nostalgische Komödien: das kennen wir von "Good-bye, Lenin!", "NVA" und "Sonnenallee". Unlängst beschäftigte sich mit "Der rote Kakadu" eine Filmproduktion mit ernsthafteren Themen "hinter der Mauer": mit Spitzeln und Stasi-Methoden. Doch mit der Ernsthaftigkeit und Konsequenz, mit der sich "Das Leben der Anderen" mit eben diesen beschäftigt, kann "Der rote Kakadu" nicht konkurrieren.Ein Mann sitzt in einem kahlen Raum. Er trägt Kopfhörer. Es handelt es sich um den
"In Grenzverkehr" versuchen drei Teenager, ihre Unschuld zu verlieren - und verlieren zuallererst ihre Illusionen.Wenn man mit einem gestohlenen Kleinbus (tschechisches Kennzeichen) und einer Immigrantin (mitsamt Säugling im Arm) von einem zweitägigen Zeltausflug mit Freunden zurückkehrt - in fremder, abgewetzter Kleidung -, dann hat man einige Erklärungsnot. Besonders, wenn man Teenager ist und die fragenden Eltern am niederbayrischen Land zu Hause sind.Wir beobachten drei Jungs in ihrer Teenagerhölle; und anfangs lässt dies vermuten, 90 Minuten lang in einer grässlichen, von
Als Diskussionsbeitrag zur ORF-Wahl startet Polyfilm den satirischen Dokumentarfilm "Viva Zapatero!".Nur 2700 Menschen schluckt das Auditorium in Rom, bis der letzte Stuhl besetzt ist. Die weiteren 15.000 Interessierten werden keinen Platz mehr finden, aber zuallererst geht es um ein Signal, um Protest. Und das Spektakel, das im Auditorium stattfindet, wird auch per Leinwand übertragen: vor das Auditorium, in italienische Theater und per Satellitenfernsehen in die weite Welt. Was derart viele Menschen sehen wollen, ist ein Programm, das aus dem italienischen Fernsehen vertrieben wurde. Eine
70 Jahre nach dem Franco-Putsch bringt das Wiener Votiv-Kino ein besonderes Stück Vergangenheitsbewältigung.Wegen dem Film passiert mir doch nichts?" fragt Felisa Sanz mit ängstlichem Blick. Dann beginnt sie zu erzählen: Von ihrem Vater, dem früheren Bürgermeister des Dorfes, der einer der "Verschwundenen" war. "Verschwundene", so wurden sie während der Diktatur Francos offiziell genannt. Wie und warum sie verschwunden waren, wusste jeder: Es handelte sich um bestialische Morde an spanischen Republikanern, die in Waldstücken verscharrt wurden. Neun der Opfer lebten in Santa Cruz de la
Mit ungewöhnlichen Filmen am Schauplatz London hat sich Stephen Frears einen Namen gemacht. Im Einwanderer-Drama "Dirty Pretty Things" erinnert er (sich) daran.Es ist ein London, wie es im Film selten zu sehen ist: Nicht die schicke, pulsierende Metropole, keine historischen Gebäude als Kulisse. Engländer sind kaum, hippe Londoner schon gar keine zu erspähen, stattdessen: die Menschen im Hintergrund. Diejenigen, die hinter den sonstigen Protagonisten her putzen und ihnen die Türen aufhalten: Stephen Frears taucht in die unsichtbare Welt illegaler Immigranten ab und erzählt exemplarisch
Mit einem Mosaik aus Anekdoten, Alltäglichem und den großen Fragen des Lebens erforscht Daniel Burman einmal mehr das Thema Identität.So schnell wie möglich will er Pole werden. Dafür organisiert Ariel von der traumatisierten Großmutter die nötigen Papiere und befragt das Internet sicherheitshalber nach berühmten Polen, um vor dem zuständigen Beamten ein besseres Bild abzugeben. Polanski würde er schätzen (trotz der Sache mit dem Mädchen), Lech Walesa und natürlich den Papst. Durch Europa möchte er reisen, um eine verheißungsvollere Zukunft anzugehen. Und Buenos Aires endlich
Georges Gachot hat der brasilianischen Sängerin Maria Bethânia ein einfühlsames Porträt gewidmet.Nach biografischen Randdaten sucht man vergeblich, lieber möchte das filmische Porträt einzelne Momente einfangen. Der Schweizer Filmemacher Georges Gachot begleitet Maria Bethânia, die berühmteste Sängerin Brasiliens: ins Studio, in Konzerthallen, nach Hause - und lässt sie erzählen; von ihrer Kindheit, ihrer Arbeit; beobachtet sie im Umgang mit Kollegen. Erstmals setzt sich Gachot mit Musik abseits der Klassik auseinander; sein frischer Blick ermöglicht es, die brasilianische
Thomas Vinterberg und Lars von Trier tischen mit "Dear Wendy" ein stilistisch glänzendes Drama auf, in dem Pazifisten zu den kultigen Klängen von "The Zombies" ihre Waffen anbeten.Zwei der DOGMA-Gründer - die Vorzeige-Geister des Projekts, welches ausgiebig mit Reduktion flirtete - haben sich wieder zusammengetan. Nicht, um ein neuerliches Regelwerk aufzustellen, sondern um an einem gemeinsamen Filmprojekt zu wirken: Thomas Vinterberg ("Das Fest") inszeniert nach Worten von Lars von Trier ("Dogville"). Letzterer lässt es sich nicht nehmen, einmal mehr seine Amerika-Skepsis zu offenbaren
Stephen Frears' "Lady Henderson präsentiert" erinnert mit hochkarätiger Besetzung an das Windmill-Theater und spielt leichtfüßig mit verschiedenen Genres.Dass sie das Witwendasein langweilt, stellt Mrs. Henderson schon auf der Trauerfeier des jüngst verstorbenen Gatten fest. Also sucht sie sich ein Hobby: Die 69-jährige "reiche Dame mit guten Beziehungen und schlechten Manieren" kauft sich ein Theater, das vorerst Non-Stop-Varietés und - um einzigartig zu bleiben - die erste Nacktrevue Englands präsentiert. Es ist das Jahr 1937, als das Windmill-Theater erstmals das Publikum begrüßt.
Paul Weitz überrascht mit seiner zynischen Medien-und Realsatire "American Dreamz".Einmal mehr muss Warhol mit seinen "15 Minuten Ruhm" herhalten: Fernsehformate wie Casting-Shows machen seine Weissagung möglich. Nun beschäftigt sich Paul Weitz mit ihnen und streut noch eine Prise Politik dazu: im Finale der "Starmania"-gleichen Show "American Dreamz" trifft beides aufeinander. Der zynische Moderator (Hugh Grant) hat genug von den immer gleichen Kandidaten und stellt eine würzige Mischung zusammen: Ein Jude und ein Araber landen auf der Showbühne (wobei letzterer, Omer, eigentlich als
"Das Schloss im Himmel", ein Frühwerk des japanischen Animationsmeisters Hayao Miyazaki aus dem Jahr 1986, ist endlich im Kino zu sehen.Sheeta landet direkt in seinen Armen: Engelsgleich gleitet das junge Mädchen vom Himmel herab. Die Leichtigkeit der ersten Begegnung von Sheeta und Pazu wandelt sich jedoch rasch in ein rasantes Fantasy-Abenteuer: Die sanfte Landung ermöglicht nämlich ein magischer, viel gesuchter Kristall, der seinen Besitzer schweben lässt und der mit dem fliegenden Königreich Laputa verbunden zu sein scheint. Schon bald sind die beiden Waisenkinder auf der Flucht -
Frauen, die sich für Fußball begeistern, dürfen im Iran im Stadion nicht live dabei sein. Mit feinem Witz ist Panahis "Offside" eine Aufforderung zum Dialog.Männerflüche sind nicht für das weibliche Ohr bestimmt. Darum bleibt iranischen Frauen der Aufenthalt in Fußballstadien verwehrt. Ob sie am Volkssport Nr. 1 Interesse hätten oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Es ist das Qualifikationsspiel zur Weltmeisterschaft in Deutschland, Jafar Panahi hält sich mit seinen Laiendarstellern jedoch mehr im Abseits auf: Dahin wurden auch die sechs Protagonistinnen verbannt. Alle sind sie
Die etwas andere Dreiecksgeschichte: "Eine Hochzeit zu dritt".Drei Sekunden, ein Blick, schon ist es um Rachel geschehen. Die viel zitierte Liebe auf den ersten Blick schlägt zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt ein: Rachel schreitet gerade auf den Altar zu, wo Jugendfreund Heck sehnsüchtig darauf wartet, mit ihr den Bund fürs Leben zu schließen. Rachel kann den magischen Moment jedoch nicht vergessen. Ausgangspunkt für eine klassische Dreiecksgeschichte? Nun ja, Drehbuchautor Ol Parker wählt bei seinem Spielfilmdebüt einen frischen Ansatz: Rachels erhöhte Herzfrequenz verursacht eine
Buket Alakus gelingt mit ihrem zweiten Langspielfilm "Eine andere Liga" ein feines, humorvolles Drama über Selbstakzeptanz.Während eines Fußballmatchs bricht sie auf dem Spielfeld zusammen: Die überraschend-schockierende Diagnose Brustkrebs ändert Hayats Leben von Grund auf. Nach der Operation und drei Monaten im Krankenhaus soll sich das sportverrückte Mädchen am besten gar nicht mehr rühren, doch Hayat will ihr altes Leben zurück, am besten jetzt und sofort, und natürlich Fußballtraining inklusive. Ihr fürsorglicher Vater sieht das freilich anders. Doch Hayat ist stur,
Isabel Coixet wendet sich in "Das geheime Leben der Worte" wieder großen Emotionen zu -auch die Vergangenheit ist stets präsent.Wie wäre es mit der Karibik? Ein Urlaub unter Palmen, faul am Strand liegen, hier, da wäre gleich ein Prospekt. Es ist ein Gespräch zwischen Angestellter und Vorgesetztem, wie es selten stattfindet. Ob er sie feuern möchte, fragt Hanna. Nein, wo denke sie hin, antwortet ihr Boss (mit stapelweise Urlaubsangeboten in der Hand), man feuere doch niemanden, der sich seit Jahren nie krank gemeldet, nie Urlaub genommen hat. Loswerden will er sie dennoch. Zumindest
Elisabeth Scharang macht in "Tintenfischalarm" Intersexualität zum Thema und zeigt mit Alex Jürgen einen erfrischend witzigen Protagonisten.Tintenfischalarm: Tastende Hände von Jungs sind damit gemeint, Fangarmen gleich, die neugierig die Körper der Mädchen erforschen. Aufregend ist die "Entdeckungsreise" für die damals 14-jährige Alex schon, allerdings nicht im genussvollen Sinne: Sie bedeutet Stress. Angst, entdeckt zu werden. Denn Alex ist intersexuell; nicht Mann, nicht Frau, irgendwo zwischen den Geschlechtern. Mit 26 beschließt sie, aus ihrer Isolation auszubrechen und erzählt
Ein hyperaktiver Roberto Benigni in "Der Tiger und der Schnee".Nacht für Nacht durchlebt Poet Attilio (Roberto Benigni) denselben Traum: Er heiratet seine Traumfrau. Als er ihr später auch im Wachzustand begegnet, wird klar: die beiden kennen sich, Attilio wirbt schon lange um Vittoria (Nicoletta Braschi). Es ist das Rom des Jahres 2003 und Benigni scheint eine Liebeskomödie erzählen zu wollen - bis in Bagdad Bomben fallen und Vittoria, die einen berühmten Dichter (Jean Reno) besucht, unter den Trümmern liegt. Attilio setzt alle Hebel in Bewegung, um ins abgeriegelte Kriegsgebiet zu
Wenn das Potenzial auch nicht ganz ausgeschöpft wurde: Spike Lees "rätselhafter" und starbesetzter Thriller "Inside Man" bietet Witz und einnehmende Optik.Vermummt und als Maler getarnt betritt Dalton Russell (Clive Owen) die Bank; sein Team folgt wenig später, und noch ehe die Sicherheitsmänner überhaupt registrieren, dass gerade ein Raubüberfall im Gange ist, sind die Überwachungskameras bereits deaktiviert. Eingangs behauptet Russell, in der Lage zu sein, den perfekten Bankraub zu begehen. Nun will er es dem Publikum und Detective Keith Frazier (Denzel Washington) beweisen.
"89 mm": Porträt der jungen Generation in Weißrussland.Eigentlich ist es eine geringe Größe, in diesem Falle bedeuten 89 mm jedoch Welten. Diese andere Welt beginnt am Bahnhof von Brest, zwischen Polen und Belarus, Weißrussland; beim Radwechsel. Die Schienen sind hier 89 mm breiter. Der 25-jährige Regisseur Sebastian Heinzel und sein russisch sprechender Kameramann sammeln Eindrücke von der "letzten Diktatur Europas". Seit er 1994 das Parlament entmachtete, regiert hier Alexander Lukaschenko. Sechs junge Menschen erzählen, wie sie sich ein Stück Freiheit bewahren in einem Land, in dem
Ismaël Ferroukhi nähert sich in seinem überraschenden Roadmovie "Die große Reise" dem Islam.Fliegen kommt nicht in Frage, also soll Réda den Vater nach Mekka chauffieren. 5000 Kilometer legen Vater und Sohn quer durch Europa und den Nahen Osten zurück. Eine harte Probe: Viele Worte haben die ungleichen (und mitunter unfreiwilligen) Pilger nämlich nicht füreinander übrig. Durch die Reise werden sie jedoch zu intensivem Kontakt gezwungen. Warum man mit der alten Klapperkiste quer über den Erdball fährt und nicht einfach ein Flugticket bucht, versteht Réda nicht; und wenn man schon
Atom Egoyan seziert in "Wahre Lügen" den Konflikt zwischen öffentlicher Mythologie und einer privaten Geschichte - und schafft einen cleveren Film noir.Es ist eine Zeitspanne von rund fünfzehn Jahren, die sich Atom Egoyans atmosphärisch-lasziver Thriller vornimmt, eigentlich jedoch interessiert er sich für eine einzige Nacht. Die Leiche einer jungen Frau wird aus der Badewanne gefischt, die sich in der Hotelsuite der gefeierten Entertainer Lanny und Vince befindet. Kurz darauf trennt sich das Duo. Was in dieser Nacht in den Fünfzigern wirklich geschehen ist, wird nie aufgeklärt. Trotz
Nicolas Vanier lässt einen der letzten Trapper seinen mühsamen Alltag nachstellen.Naturdokumentationen avancierten in den letzten Jahren zu besonderen Publikumslieblingen. Mit großartigen, weiten Landschaftsaufnahmen unter extremsten Bedingungen vermag auch "Der letzte Trapper" zu beeindrucken; an den Erfolg von Kassenschlagern wie "Die Reise der Pinguine" wird die Semidokumentation jedoch nicht anschließen können. Abenteurer und Naturliebhaber Nicolas Vanier visiert die majestätischen Felsgebirge des kanadischen Nordens an: Dort lebt einer der letzten Trapper, Norman Winther, im
Fernando Meirelle liefert mit "Der ewige Gärtner" brisantes, überzeugendes Polit-Kino ab und unterlegt es mit optischen Spielereien.Tessas Leiche wird in einer einsamen Gegend im Norden Kenias gefunden. Vorerst deutet alles auf ein Verbrechen aus Leidenschaft hin, bis ihr Ehemann Justin einen Skandal wittert: "Der ewige Gärtner", der zurückhaltende Diplomat, erwacht aus seinem Dornröschenschlaf, wird erstmals aktiv. Immer tiefer verstrickt er sich in den Medikamentenskandal, dem Tessa auf der Spur war und der nun auch ihn selbst in Lebensgefahr bringen soll.Ursprünglich sollte Mike