Mysteriöse Traumwelt

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"Inland Empire" ist wohl der experimentellste und rätselhafteste Film von Star-Regisseur David Lynch .

Es ist viel schöner, Ideen abstrakt zu lassen. So kann jeder etwas darin für sich entdecken. Sobald wir alles konkretisieren und vereinfachen, bleibt nichts Sagenswertes mehr übrig", meint David Lynch. Er mag es nicht, nach Interpretationen seiner Werke gefragt zu werden, sie zu analysieren, Lösungen anzubieten. Das Leben an sich sei sehr kompliziert, also solle es auch Filmen erlaubt sein, es zu sein. - Sein jüngster Film gestaltet sich dementsprechend nebulös.

Wie es sich durch sein gesamtes Werk - darunter Twin Peaks - zieht, kreist auch Inland Empire, benannt nach einer Gegend östlich von Los Angeles, in verschlungenen Irrwegen um das dominierende Motiv, die Angst. Wieder verwendet er - Lynch hat keine Scheu davor, sich selbst zu zitieren - den "Film-im-Film"-Kniff (wie beispielsweise in Mulholland Drive): Eine ehemals gefeierte Schauspielerin, Nikki Grace (wie auch in Blue Velvet und Wild at Heart für Lynch im Einsatz: Laura Dern), kann eine Hauptrolle an Land ziehen. Kurz vor Drehstart erfahren sie und ihr Co-Star (Justin Theroux), dass es sich um ein Remake handelt; der Film wurde vor Jahren gedreht, jedoch nie vollendet, da die Hauptdarsteller starben, ehe die finale Klappe fiel. Nikki - oder auch die Figur, in deren Haut sie schlüpft, Susan Blue - stürzt in eine rätselhafte Welt, in der Fiktion und Realität, Vergangenheit Gegenwart und Zukunft immer mehr verschmelzen.

Lose Assoziationsketten und Perspektivwechsel, Impressionen aus Polen und dazwischen: die surreale Sitcom Rabbits über eine Familie von Riesen-Kaninchen, die www.davidlynch.com entstiegen ist und einen nicht allzu schlüssigen Einzug in den vermutlich experimentellsten und narrativ undurchsichtigsten Film von Lynchs Schaffens hält.

Lynch, der die Geschehnisse mit seiner "Spielzeugkamera", einer digitalen Handkamera, festhält und sehr spontan arbeitet, errichtet ein absurd-mysteriöses Traumkonstrukt, das sich über 172 düstere Filmminuten ausbreitet: ein unbequemer Strudel aufblitzender Ideen.

INLAND EMPIRE

USA/PL/F 2006.

Regie: David Lynch.

Mit Laura Dern, Justin Theroux, Jeremy Irons. Verleih: Filmladen. 172 Min.

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