Keine Auflösung

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MULHOLLAND DRIVE - STRASSE DER FINSTERNIS / Mulholland Drive

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MULHOLLAND DRIVE - STRASSE DER FINSTERNIS / Mulholland Drive

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Eine Frau, die bei einem Unfall ihr Gedächtnis verloren hat, eine andere, die Schauspielerin werden will, eine lesbische Affäre. Oder ist alles ganz anders gewesen? David Lynch beweist, dass er wie derzeit kein anderer aus kleinen Szenen heraus unheimliche Spannung erzeugen kann. Ähnlich wie in "Twin Peaks" oder "Lost Highway" besteht die Möglichkeit, die Widersprüche der Handlung der träumenden Phantasie einer traumatisierten Hauptperson anzulasten; aber noch mehr drängt der Film mit seinen offenen Fragen auf die metaphorische Ebene: Die Schlüsselszene, nach der klar wird, dass die erwartete Auflösung ausbleiben wird, spielt in einem Theater und gibt so mit der im Filmmilieu L.A.s angesiedelten Handlung einen handfesten Hinweis auf mögliche Interpretation. Ab 16.

Nach dem letzten, ganz geradeheraus erzählten Film mit dem programmatischen Titel "A Straight Story" kehrt David Lynch wieder zu der unheimlichen Seite seines Filmschaffens zurück. Als hypnotische Fahrt in eine Traumwirklichkeit lässt sich "Mulholland Drive" am ehesten mit "Lost Highway" vergleichen, und auch diesmal sind Angelo Badalamenti für die Musik und Peter Deming für die Kamera zuständig. Auch das immer wiederkehrende Motiv der vorbeiziehenden Straßen findet eine neue Variation: Waren es 1996 die von einer bodennahen Kamera aufgenommenen gelben Mittelstreifen eines Highways, so wird diesmal mit den Rücklichtern einer Luxuskarosse auf dem auf einer Anhöhe von Los Angeles gelegenen Mulholland Drive begonnen.

Nach einem Crash befindet sich dort eine Frau ohne Erinnerung, und wir blicken von der Villengegend der Filmgrößen hinunter auf die nächtlichen Lichter der Stadt. Rita, wie sich die Gedächtnislose nach einem Filmplakat mit Rita Hayworth nennen wird, findet bei einer jungen Frau Zuflucht, die, gerade neu nach L.A. gekommen, Schauspielerin werden will.

Wie bei Lynch üblich, wird es nach dem Kinobesuch in vielerlei Hinsicht genug zu diskutieren geben. Die Träume, die in der Traumfabrik Hollywoods hergestellt werden, folgen meist sehr rationalen Mustern. Lynch folgt einer anderen Logik. Kritisierbar bleibt, dass durch die fragmentierten Formen gängiger Erzählweisen im Publikum eine Erwartungshaltung erzeugt wird, die nicht befriedigt wird und wenig mit dem tatsächlichen Träumen zu tun hat, auch wenn das Unerklärliche sich nicht in der Willkür des Filmemachers erschöpft. Wer aber einen Blick für meisterhafte Bilder und Bildstrukturen hat, wird dennoch hier größten Genuss finden können.

USA 2001 - Produzent: Alain Sarde, Mary Sweeney - Verleih: Concorde - Länge: ca. 145 Min. - Regie: David Lynch - Buch: David Lynch - Kamera: Peter Deming - Schnitt: Mary Sweeney - Musik: Angelo Badalamenti - Darsteller: Justin Theroux, Naomi Watts, Laura Elena Harring, Ann Miller, Dan Hedaya

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