Horst Buchholz' Sohn schafft ein umfassendes Porträt seines weltberühmten Vaters: Humorvoll, ernst und berührend zugleich.
Anekdoten gibt es zuhauf: Was Billy Wilder unter richtigem Englisch verstand und warum Horst Buchholz sein Leben einem Klofenster verdankte. Wie Horst Buchholz' Frau, die Schauspielerin Myriam Bru, mit Hilfe eines Kleiderschranks "die Lollobrigida" bekämpfte und mit Scheidung drohte, sollte ihr Gatte nach Absagen diverser Visconti-Filme auch noch auf die Idee kommen, nicht mit Wim Wenders zu drehen. - Vier Jahre lang hält der Sohn, Filmemacher Christopher Buchholz, die Kamera auf seine Familie. Zwischen die persönlichen, manchmal beklemmenden Interviews streut er Filmausschnitte und private Super-8-Aufnahmen. "Mein Vater war jemand, der nicht gerne über sich gesprochen hat", erzählt er. Dennoch konfrontiert er den Vater vor laufender Kamera mit sich selbst - und für ihn sichtlich unangenehmen Themen: homosexuellen Neigungen und Alkoholismus. "Ich wollte ihn besser verstehen, ihn vor seine Widersprüche stellen", gibt er zu verstehen. Um eine Abrechnung mit dem Vater sei es ihm nicht gegangen, auch nicht um eine Hommage. Er wolle ihn lediglich verständlich machen. In erster Linie wohl für sich selbst. Verstehen, wie aus dem ewigen Jungen ein alter Mann wurde, der es - außer zum Essen - kaum mehr aus dem Haus schaffte, da ihn sein Leben langweilte. Von der einstigen überschäumenden Lebenslust, die die Super-8-Aufnahmen bewusst machen, ist nichts mehr zu spüren. Der verschmitzte Charme hingegen schimmert noch ab und zu durch. Dass er die Anwesenheit der Kamera genießt, erzählen die Bilder. Dennoch entzieht er sich ihr immer wieder: divenhaft. Durch seinen Tod im Jahr 2003 entwickelt sich das Filmprojekt auch zur Trauerarbeit - und wird noch persönlicher: Es ist ein vielschichtiges Mosaik aus Erinnerungen und Anekdoten, das ein tragikomisches Familienporträt mit ruppigem Charme bildet. Außergewöhnlich und unbedingt sehenswert.
HORST BUCHHOLZ ... MEIN PAPA
D 2005. Regie: Christopher Buchholz, Sandra Hacker. Mit Horst Buchholz, Myriam Buchholz Bru, Christopher Buchholz, Simran Kaur Khalsa, Heidi Dietrich. Verleih: Filmladen. 92 Min.
