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Atommodell und Weltbild

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Als am Sonntag abend, dem 18. November, Niels Bohr im siebenundsiebzigsten Lebensjahr einer Herzthrombose erlag, verlor die wissen-ichaftliche Welt einen der bedeutendsten Männer, die bahnbrechend an der Entwicklung der modernen Physik beteiligt waren.

Niels Henrick David Bohr wurde am 7. Oktober 1885 in Kopenhagen geboren. Er zeichnete sich, neben seiner kühnen Phantasie, durch eine ungeheuer klare Urteilskraft aus, indem es ihm gelang, die damals eben erst aufkommende Quantentheorie des Lichts auf das Rutherfordsche Atommodell zu übertragen. Damit wurde erstmals eine gut funktionierende Theorie über den Aufbau von Atomen gefunden. Weiters gilt Bohr als Schöpfer des Tröpfchenmodells für den Atomkern, und er kam im Zuge dieser Entwicklung zu einer Theorie des zusammengesetzten Atomkerns. Das Komplementaritätsprinzip, wohl eine der bedeutendsten philosophischen Überlegungen der neueren Zeit, geht ebenfalls auf Bohr zurück.

Niels Bohr, der an der Universität Kopenhagen studierte, befaßte sich schon 1911 in seiner Doktorarbeit mit der Theorie über den Aufbau der Materie. Nach seiner Promotion ging er nach Cambridge, um seine in Kopenhagen begonnenen Arbeiten fortzusetzen. Im Jahre 1912, das wohl als das bedeutendste Jahr für Niels Bohr gilt, traf er in Manchester mit Lord Rutherford zusammen. Rutherford kam nach seinen Experimenten über den Durchgang schneller Alpha-Teilchen durch dünne Folien zu dem für die weitere Entwicklung in der Atomphysik so wichtigen Schluß, daß die Materie im wesentlichen hohl ist, das heißt, daß die Masse eines Atoms in einem Bruchteil des Atomvolumens konzentriert ist, die den Atomkern bildet. Diesen Atomkern nahm man als positiv geladen an, um den sich negativ geladene Elektronen in Ellipsenbahnen, in deren einem Brennpunkt der Atomkern sitzt, bewegen. In diesem Planetenmodell ist die Zentrifugalkraft der Elektronen der Anziehungskraft des Kerns entgegengesetzt gleich, und es müßte sich somit ein stabiles Gleichgewicht einstellen, würde nicht eine ungleichförmig bewegte Ladung nach den Gesetzen der klassischen Elektrodynamik strahlen und somit Energie verlieren.

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