Phrasenaustausch statt Dialog

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Wie schwierig es ist, einen literarischen Text zu verfilmen, zeigt Sven Taddickens Adaptions-Versuch "Gleißendes Glück" nach dem Roman der schottischen Autorin A. L. Kennedy. Die Autorin kann der Geschichte von Helen Brindl, einer Hausfrau aus Glasgow, die "Gott verloren" und die Liebe (noch) nicht gefunden hat, eine sprachliche Musikalität und Dichte geben, für die Taddicken letztlich keine filmischen Entsprechungen findet. In seiner "Übersetzung" wird jeder Dialog zum unbelebten Phrasenaustausch, jedes Symbol zum Klischee und jede menschliche Nuance zum starren Tableau. - Helen, in Taddickes deutscher Version Helene (Martina Gedeck), lebt in einer von Gewalt bestimmten Beziehung, in der sie mittlerweile gelernt hat, den Zorn ihres Ehemannes (Johannes Krisch) nicht zu erregen. Sonst erregt sie auch nichts, vor allem nicht, seit ihr Gott abhanden kam. Wohnt Gott etwa in der Liebe? Und muss man für Liebe büßen? Eines Tages stößt sie auf Edward G. Gluck (Ulrich Tukur), einen Kybernetiker und Selbsthilfeguru. Sie beginnen ihrerseits eine Beziehung der Abhängigkeit in Schuld und Sühne: Gluck ist süchtig nach "teuflischer" Pornographie, Helene, die Gott-Suchende, hilft ihm, davon loszukommen. Erschütternde Dinge passieren, doch Taddicken schafft nicht mehr als Unverbindlichkeit.

Gleißendes Glück

D 2016. Regie: Sven Taddicken. Mit Martina Gedeck, Ulrich Tukur. Thimfilm. 101 Min.

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