Publikumsliebling ohne Allüren

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Ossy Kolmann brilliert zu seinem Siebziger in "Alles ist möglich" in den Wiener Kammerspielen.

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Ossy Kolmann brilliert zu seinem Siebziger in "Alles ist möglich" in den Wiener Kammerspielen.

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Eine hagere, fast zerbrechlich anmutende Gestalt, ein freundliches Lächeln, Augen, in denen noch die Freude am Spiel nachschwingt. Ossy Kolmann nach der Vorstellung von "Alles ist möglich" in den Wiener Kammerspielen zu begegnen, ist wie das Wiedersehen mit einem Familienmitglied. Vertraut aus unzähligen Fernsehauftritten - "über 1.000 Bänder liegen oben am Küniglberg", erinnert sich der Publikumsliebling, der so gar nichts von den Allüren eines "Stars" an sich hat - und einem halben Jahrhundert Leben auf den Brettern, die die Welt bedeuten, hat sich Kolmanndas Prädikat Volksschauspieler verdient wie nur wenige.

Nach dem Debüt im "Wiener Werkl" im Jahr 1951 folgten "Lehrjahre" im "Simpl" an der Seite von Karl Farkas, Ernst Waldbrunn und Maxi Böhm von 1959 bis 1965 und ein Gastspiel in Hamburg als Sigismund im "Weißen Rössl". Ab 1965 wieder in Wien, wurde Kolmann durch Nestroy- und Horvath-Rollen am Volksund am Raimundtheater sowie in Musicals und Operetten am Theater an der Wien populär. Es folgten bis 1988 15 Jahre Nonstop-Einsatz an der Volksoper, insgesamt ein Karriereweg, der von der Vorliebe des gebürtigen Wieners für das "leichte" Fach, das eines der schwierigsten ist, erzählt. Es bedeutet nämlich die Kunst, Menschen zum Lachen zu bringen.

Seit 1993 spielt Ossy Kolmann am Theater in der Josefstadt, das den im Jänner siebzig gewordenen Komödianten als jüngste künstlerische Heimat ("Hier bleib' ich jetzt") gleich doppelt ehrt: mit der sehr sparsam vergebenen Auszeichnung der Ehrenmitgliedschaft, die bisher weniger als zehn Künstler, unter ihnen Susanne Almassy, Kurt Heintel, Hans Holt und Fritz Muliar, erhalten haben, und mit einem Stück, das als Geburtstagsgeschenk speziell für ihn ausgesucht wurde und jüngst in den Kammerspielen Premiere hatte.

Für "Alles ist möglich", eine charmantes Lustspiel über die Welt der sogenannten kleinen Leute, das kleine Glück, das auf Beständigkeit und Anstand beruht, schwelgen die Kammerspiele in Nostalgie. Unter der Regie von Elfriede Ott, die pointensicher und ganz ohne Klamauk inszeniert, spielt Ossy Kolmann die in ihrer Geradlinigkeit und Unbestechlichkeit berührende Figur des Schusters Blaschek aus der Vorstadt, der wegen einer Vaterschaftsklage vor Gericht zitiert wird und sich in die Mutter (Gabriele Schuchter) seines angeblichen Sohnes verliebt.

Das Familienglück ist vollkommen, bis der echte Vater (Alfred Reiterer), ein Hallodri und Dieb, auftaucht. Daß trotzdem das Gute siegt, ist der Sinn der Sache wie im Leben.

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