Pyjamaparty-Pein

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Egyd Gstättners konfuser "Silvester" im Wiener Volkstheater.

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Egyd Gstättners konfuser "Silvester" im Wiener Volkstheater.

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Wissenschaftler sind von Haus aus tragisch", lautet ein Satz aus Egyd Gstättners Stück "Silvester", das am Plafond des Volkstheaters datumsgerecht zur Uraufführung kam. Nicht nur diese, war man angesichts der verkrampften, mit ehrgeiziger intellektueller Hingabe ausgestatteten Konstruktion, welche den Schweiß bei der Entstehung erahnen läßt, versucht zu denken. Nach "Schopenhauer" (Volkstheater 1992), hat der Kärntner Autor nun vor allem Anregung bei Leopold von Sacher-Masoch gefunden. Von diesem ist überliefert, daß er die Peitsche seiner Frau nicht nur als Liebes-, sondern auch als Schreibstimulanz benötigte.

Bei Gstättner betätigt sich ein Wissenschaftler als Voyeur, um sich seiner Schreibhemmung zu entledigen. Die Situation: eine Silvester-Pyjamaparty der hochnotpeinlichen Art. Der Hausherr - offenbar hat er vorausgeplant - schützt eine Grippe vor und zieht sich zurück, denn von mehreren geladenen Gästen ist nur einer gekommen. Der erfüllt seinen Zweck, indem er alkoholbeduselt der bestrapsten Gattin näherkommt. Diese wiederum scheint um den masochistischen Hang ihres Mannes zu wissen, der heimlich beobachtend und mittels Tonband das Geschehen aufzeichnend, auf Inspiration hofft.

Die diffuse Geschichte ist gewürzt mit, zum Teil geistreichen Sätzen, die von Gstättners Sprachtalent zeugen, allein es fehlt ein klarer dramaturgischer Aufbau, der dem Ganzen glaubwürdiges Leben geben könnte. Den Darstellern Johanna Mertinz und Hannes Gastinger als Ehepaar und Rainer Frieb in der Rolle des "hilfreichen" Gastes gelingt es nur in Ansätzen, den Figuren Konturen abzugewinnen, und Regisseur Thomas Oliver Niehaus bleibt mit seinen Versuchen, lockeren Humor ins Stück zu zwingen, auf verlorenen Posten.

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