Qualität muss Gewinn bringen

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Nur kurz hatten die Schweizer Gratispostille .ch und das deutsche Intellektuellenblatt Die Zeit mehr gemein, als aus ihnen jemals herauszulesen war - Eugen A. Russ und Michael Grabner. Der Wiener Medienmanager berät künftig Großverleger Dieter von Holtzbrinck, dem die Hälfte jener Zeit gehört, wo der Vorarlberger Zeitungseigner Aufsichtsrat wird. Die Österreicher kennen sich als Gesellschafter des soeben eingestellten .ch.

Grabner, ehemaliger Kurier-Vorstand und Holtzbrinck-Geschäftsführer, ist Raiffeisen-Printmedienbeauftragter, als Investor u. a. an der Online-Tochter von Österreich beteiligt und auch mit dem Manstein-Verlag verbunden. Russ ist nicht bloß Monopolist in seinem Heimat-Ländle, sondern spielt auch in Rumänien, Ungarn und in der Ukraine eine gewichtige Rolle.

Der Vorarlberger gilt europaweit als Vorzeige-Medienunternehmer - aber auch als einer, der im Zweifelsfall die Inhaltstiefe der Renditenhöhe opfert. Das ist mit .ch gründlich schiefgegangen, während die Zeit zumindest Rekordumsatz meldet. Doch sie schreibt nicht von Gewinn. Dies könnte der Grund für das Engagement von Kostenkiller Russ im Kontrollorgan sein.

Der Einsatz der beiden Österreicher ist aber nur Begleitmusik zum spannendsten Comeback der deutschen Medienszene. Dieter von Holtzbrinck wirkt im Gegensatz zu seinem jüngeren Bruder Stefan als Zeitungsmann, der an die Zukunft von niveauvollen, gut verkaufbaren Papiermedien glaubt. Der Holtzbrinck-Konzern hat gerade das Billigblatt 20 Cent eingestellt.

Mit Grabner und Russ begleiten nun zwei stark betriebswirtschaftlich geprägte Pioniertypen ausgerechnet eine Qualitätsoffensive für alte Medien. Das Motto dahinter scheint klar: Es darf kein Entweder-oder geben. Qualität muss Gewinn bringen. Unsere Gesellschaft kann es sich langfristig nicht leisten, auf einen der beiden Faktoren zugunsten des anderen zu verzichten.

* Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst

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