Räuber und Kerkermeister

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Ziemlich genau 20 Jahre ist es her, dass eine Ideologie samt Machtsystem zusammengebrochen ist, die den Menschen zum Kerkermeister des Menschen hatte werden lassen.

Jetzt bricht eine Ideologie samt Machtsystem zusammen, in der der Mensch dem Menschen ein Räuber geworden ist. Was nicht heißt, dass nicht auch die Kerkermeister letztlich Räuber und die Räuber letztlich Kerkermeister waren bzw. sind.

Von den einen wurde unter Strapazierung von "Sozialität" und "Solidarität" schlicht und einfach geraubt und von den anderen unter Ausrufung von "Individualität" und "Freiheit" schlicht und einfach versklavt.

1989 und 2009: zwei Wenden. Vielleicht wird erst jetzt und erst langsam klarer, was wirklich Zukunft hat. Nämlich die notwendige wie heikle Balance zwischen den beiden Polen des Menschseins und einer menschenwürdigen Gesellschaft und Welt: Individualität und Sozialität. Biblisch gesprochen: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." Dass diesem einen "Hauptgebot" das andere vorangestellt wird - "Du sollst den Herrn, deinen Gott lieben …", entspricht nicht nur dem religiösen Weltbild. "Liebe zu Gott" setzt voraus, dass man nicht meint, selbst "lieber Gott" spielen zu können bzw. zu müssen.

Eine Versuchung, die in der Geschichte bis herauf in die aktuelle Weltkrise ihre brutalen Folgen zeitigt. Ob es noch andere Erden im Universum gibt - möglicherweise mit Menschenverwandten darauf -, soll das kürzlich ins All geschossene Weltraumteleskop "Kepler" klären.

Aber während da draußen nach "Nachbarn" gesucht wird, ist die Suche nach einem neuen Blick für den Menschen und eine menschenwürdige Gesellschaft auf unserem Planeten mindestens so aktuell.

* Der Autor ist Pfarrer in Probstdorf/NÖ und Universitätsseelsorger in Wien.

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