Rasant, amüsant, brillant

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"Neues vom Tage" von Paul Hindemith in Linz

Im Jahr 1929 in Berlin uraufgeführt, hatte es Paul Hindemiths "Lustige Oper" schwer, sich durchzusetzen. Eine Oper, in der das Alltagsthema einer Scheidung abgehandelt wird, noch dazu nach einem banalen, menschliche Schwächen entlarvenden Libretto des Song- und Revuetexters Marcellus Schiffer - shocking! Publikum und Kritik reagierten unterschiedlich auf "Neues vom Tage": Weitgehende Einigkeit herrschte jedoch darüber, dass Hindemiths rasant vorwärts stürmende, mit jazzigen Klängen angereicherte Komposition eine substanziellere Vorlage verdient hätte.

Wer jedoch die vergnügt akklamierte Premiere im Großen Haus des Linzer Landestheaters erlebt hat, mochte seine Meinung revidiert haben. Gabriele Rech zeigte uns eine Hindemith adäquate, höchst amüsante und farbenfrohe Inszenierung (Bühne/Kostüme Nicola Reichert), in der sowohl die Situationskomik wie der pointierte Wortwitz zur Geltung kamen. Und davon gibt es reichlich! Nicht zu vergessen, dass Rech mit einem stimmlich wie darstellerisch prächtigen Ensemble, einschließlich des Chores und des Bewegungsensembles (Choreografie Fabrice Jucquois) ihr Konzept überzeugend umsetzen konnte.

Die turbulente Spielhandlung beginnt damit, dass sich Laura und Eduard zerkrachen und spontan scheiden lassen wollen. Herr und Frau M., die bereits geschieden sind, erklären, wie es geht. Also mieten Laura und Eduard einen "Scheidungsgrund". Es ist Der schöne Herr Herrmann, dem Alexej Kosarev (Tenor) seine beeindruckende Stimmgewalt, seine Statur und seinen Charme leiht. Eifersucht und Verwicklungen bleiben nicht aus: Eduard zerschlägt vor Wut eine kostbare Venusfigur und wandert ins Gefängnis; Laura wird im Bad ihres Hotels von ihrem "Scheidungsgrund" überrascht, was einen Skandal auslöst. Missverständnis! Dennoch werden Laura und Eduard von den Medien vereinnahmt und berühmt. Sie sind als Sensation das "Neue vom Tage". Zwar wollen sie beisammen bleiben, aber "die öffentliche Meinung" will das nicht. Also spielen sie weiter die Scheidungswilligen und werden reich dabei.

Marc Reibel am Pult weiß Hindemiths herrliche Musik mit dem Bruckner Orchester Linz schwungvoll und klangschön umzusetzen.

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