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Wer fühlt sich am Ende eines anstrengenden Arbeitsjahres nicht in mehr oder minder hohem Maß "reif für die Insel"? Also auf nach Hellas, in die Heimat des neuen Fußball-Europameisters. Sucht einen freilich dort eine Sommergrippe heim, wird wenig aus der Erholung - was auch am TV-Angebot des Hotels liegt.

Zunächst vertieft man sich ohnehin lieber in ein Buch, aber ab einer gewissen Ermattung lässt man sich lieber via Bildschirm berieseln - dort laufen neben griechischen auch einige deutschsprachige Programme, leider nur von den großen privaten, nicht von den öffentlich-rechtlichen Anstalten. Denen muss ich - bei aller oft berechtigten Kritik - nach wenigen Tagen Abbitte tun. Ihr Angebot hebt sich immer noch wohltuend von den absolut austauschbaren Talkshows, Gerichtsshows, Seifenopern und "Alm-Auftrieben" der Privaten ab.

Über das politische Geschehen konnte man sich zum Glück durch BBC World informieren. In den Nachrichten der deutschen Privaten stand die Politik völlig im Schatten anderer, offenbar weit mehr die Welt bewegender Ereignisse: Da dominierten Themen wie die Suche nach dem neuen deutschen Fußball-Teamchef, die Zerrüttung der Ehe von Goalie Oliver Kahn und Gerüchte, dass Michael Jackson eine Leihmutter für vier Kinder angeheuert habe. Aus Österreich drang nur eine Nachricht durch: Ausgelebte Homosexualität und via Internet konsumierte Kinderpornografie im St. Pöltner Priesterseminar.

Bischof Kurt Krenn kann sich seiner Mitverantwortung nicht entziehen. Dabei hat gerade er ständig - auch als Stammgast diverser Privat-TV-Talkshows - gegen genau jene Dinge gewettert, die nun mutmaßlich in seinem Seminar passiert sind. Wenn er jetzt nicht reif für die Insel - sprich: für einen Rücktritt oder eine Abberufung - ist, wann dann?

Der Autor ist freier Publizist.

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