Religion und Kunst als Nachbarn

19451960198020002020

Zur Jahrtausendwende zeigt das Kunsthaus Bregenz eine Personale von Helmut Federle.

19451960198020002020

Zur Jahrtausendwende zeigt das Kunsthaus Bregenz eine Personale von Helmut Federle.

Werbung
Werbung
Werbung

Der in Wien und Düsseldorf lebende Künstler Helmut Federle gilt als einer der international bedeutendsten Vertreter zeitgenössischer Abstraktion. Heinrich Klotz sieh Federle in seinem Buch "Kunst im 20 Jahrhundert" als einender Protagonisten der "zweiten Moderne", die laut Klotz nach der Postmoderne eine Erneuerung der klassischen Moderne bewirkte. "Die Revision der Moderne, hat die Abstraktion, die Quintessenz der Kunst des 20 Jahrhunderts, nicht erledigt, sondern revidiert."

Erstaunlich scheint dabei, daß der Künstler im Gespräch unverblümt auf die metaphysischen religiösen, ja moralischen Komponenten seiner Kunst verweist. Sicherlich wäre es verfehlt, aus diesem Grund die Kunst der Religion einfach gleichzusetzen. Sinnvoll erscheint mir hingegen, die Nachbarschaft der ästhetischen und sprituellen Erfahrungen anzuerkennen. Elisabeth Samsonow, Professorin am Institut für Sakrale Kunst der Akademie der Bildenden Künste in Wien, schreibt im Ausstellungskatalog davon, "wie tief die Sphäre der Kunst mit derjenigen der Religion verschränkt ist".

Beispielsweise die aktuellen "Corner Field Paintings" zeigen extrem reduziert nur ein schwarzes Rechteck, das auch als Quadrat variiert wird, wobei unten und rechts ein dunkelgrauer Streifen das Bild begrenzt. Der Künstler scheint es offenzulassen, ob der Betrachter in dieser schwarzen Fläche sein eigenes Nichts im fernöstlichen Sinne zur Kenntnis nehmen muß, oder ob in dieser bildlichen Leere die Präsenz des personalen Gottes der jüdisch-christlichen Tradition entdeckt werden kann.

Die Dramatik der Statik nimmt in den oberen Geschossen des Kunsthauses noch zu. Zu Schwarz und Grau treten noch die Farben Gelb und Grün. Die unterschiedlichen Farbmilieus werden außerdem durch weitere Unterteilungen ergänzt, und wieder ist es die große Ruhe, die fasziniert, die zum Stillwerden und zum Nachdenken und betrachten einlädt.

Helmut Federle hatte die erste umfassende Museumspräsentation 1991 in der Wiener Secession. Er hat seit diesem Herbst eine Professur für Malerei an der Kunstakademie in Düsseldorf. Es ist eine überzeugende Geste des Bregenzer Kunsthauses, zur Jahrtausendwende jenseits von medialem Geschrei und panischer Endzeit-Hysterie, einen Künstler wie Helmut Federle auszustellen, der zu Besinnung und Innehalten, zur Betrachtung der Schönheit der Einfachheit Anlaß gibt.

Bis 6. Februar

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung