Als wolle die Realität seinem Film noch eine Episode beisteuern, fiel die Weltpremiere von "Mein Herz tanzt", dem jüngsten Werk des israelischen Regisseurs Eran Riklis ("Lemon Tree", "Die syrische Braut"), in letzter Minute ins Wasser: Der Gaza-Konflikt war wieder aufgeflammt, Raketen abgefeuert worden und das Filmfestival Jerusalem musste die Vorstellung um eine Woche verschieben, um sie dann im Saal statt wie geplant unter freiem Himmel nachzuholen.
Im Film liegen die Steine im Weg des jungen Eyad (Tayfeek Barhom): Als einziger arabischer Israeli wird er an einem jüdischen Internat angenommen. Dort traut er sich nicht einmal die Mitschüler zu korrigieren, als sie ihn beim falschen Namen nennen, lasten doch die Hoffnungen seines Vaters auf ihm. Der wurde einst als Student auf blanken Verdacht hin als Terrorist - oder Widerstandskämpfer, je nach Partei - verhaftet. Dadurch konnte er später nur mehr als Pflücker Arbeit finden. Naomi, Eyads weltoffene Schulkollegin, wundert sich zuerst, warum er nicht zu seiner Identität steht. Aber auch sie muss es vor ihrer Familie verheimlichen, als beide ein Paar werden. Um es sich etwas leichter zu machen, beginnt Eyad den Namen seines einzigen jüdischen Freunds Yonatan auszuborgen; später auch in anderen Situationen.
Eindrücklich, trotz mitunter zuviel Süße
Riklis verarbeitet mit "Mein Herz tanzt" zwei Bücher des arabisch-israelischen Kolumnisten Sayed Kashua, um überdeutlich nach Verständigung zu rufen - und aufzutürmen, was alles dazu überwunden werden muss. Subtil bringt er dabei die Widersprüche ein, in die sich Argwohn, Hass und Bedrohung auf beiden Seiten verstricken. Nur mit den Kindheitsjahren Eyads, wo er ins Süßliche ausschert und mit der Zeitlupe auf Mitgefühlsjagd geht, verfährt Riklis etwas unglücklich - ein Wermutstropfen an diesem sonst eindrücklichen Film über menschliche Reibungsverluste.
Mein Herz tanzt (Dancing Arabs)
IL/D/F 2014. Regie: Eran Riklis. Mit Tawfeek Barhom, Danielle Kitzis. Polyfilm. 105 Min.
