Saladin, Eroberer Jerusalems

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Von der moslemischen Welt her sieht Geschichte nicht ganz so aus wie von Europa, besonders, wenn es um die Kreuzzüge geht. Der Pakistaner Tareq Ali hat in seinem Roman "Das Buch Saladin" versucht, moslemische Geschichte aufzuarbeiten. Dabei hat er den jüdischen Schreiber Ibn Yakub als Sprachrohr gewählt. Ibn Yakub wird von Saladin zum Schreiber seiner Memoiren engagiert, und was wir lesen, das sind zum Teil die Ausführungen Saladins, vor allem aber die Gedanken Ibn Yakubs dazu.

Der Jude als Berichterstatter entschärft einigermaßen die Einseitigkeit, die Geschichte anhaften muß, wenn sie nur die Standpunkte einer Seite wiedergibt. Die wenigsten christlichen Autoren, die das Thema aufgegriffen haben, entgingen dieser Versuchung. Natürlich wird immer wieder eine edelmütige Persönlichkeit auf der anderen Seite eingeführt, um Ausgewogenheit zu zeigen. Das tut auch Tareq Ali, wenn er die Vernunft, Bündnistreue und Tapferkeit des Raymond von Toulouse, Herrn von Tripoli, herausstreicht, den Unterschied gegenüber den blutdürstigen, beutegierigen, dazu noch im Kampf oft unfähigen sonstigen fränkischen Führern betont. Saladin ist natürlich der Held, doch kein Fanatiker, sondern ein bescheidener, intelligenter Mann aus Fleisch und Blut. Der Roman kann als Beispiel für die Bemühungen islamischer Intellektueller gelten, bei der Darstellung islamischer Geschichte eine positive, vielschichtige islamische Identität herauszuarbeiten.

Das Buch Saladin. Von Tariq Ali. Diederichs Verlag, München 1998. 414 Seiten, Ln., öS 291,- e 21.15,

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