Scharfe Töne in Münster

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S eit einiger Zeit bin ich mit Mouhanad Khorchide auf Facebook befreundet. Und ich bin "Fan“ des Zentrums für Islamische Theologie in Münster, wo er seit 2010 lehrt. Die Verbindung über Socialmedia macht es mir leicht, mich gelegentlich ins Bild zu setzen, was im "ZIT“ gerade los ist: Dafür betrete ich einfach den virtuellen Raum nebenan und lese die Postings und Kommentare: Da wird ein neues Buch an der Frankfurter Buchmesse vorgestellt. Delegationen aus Berlin, Wien oder Ankara treffen ein und nehmen an Seminaren teil. Auf Fotos zum Semesterbeginn sehe ich Hörsäle, in denen viele junge Frauen sitzen, mit oder ohne Kopftuch: Hunderte Studienanfängerinnen und -anfänger der islamischen Religionspädagogik werden begrüßt. Man veranstaltet Tage der offenen Tür, kündigt Exkursionen nach Kairo oder Beirut an oder richtet auch mal Protestnoten an die ARD, weil dort in einer Talkshow der Islam auf radikale Gotteskrieger reduziert wurde. - Manchmal schreibe ich selbst einen Kommentar. Zum Beispiel, wenn mir auffällt, dass auf einem Foto, das die Lehrenden einer Ringvorlesung zeigt, eben doch keine einzige Frau zu sehen ist. Die Antwort erfolgt prompt: Ja, in Zukunft werde sich das ändern ...

Seit ein paar Wochen aber mischt sich ein scharfer Ton ins lebendige Treiben: ein Video des Konvertiten und Predigers Pierre Vogel ist im Netz aufgetaucht: Er beschuldigt Khorchide, mit seiner Theologie den wahren Islam zu verfälschen. Und die muslimischen Verbände bezeichnen seine Barmherzigkeitstheologie als "Islam light“ und fordern mehr Mitsprache.

Vom realen Münster bin ich zu weit entfernt, um beurteilen zu können, was da vor sich geht. Aber ich schließe das quirlige, gesprächsfreudige und sympathische Institut samt seinem Umfeld jetzt besonders aufmerksam in mein tägliches Gebet ein.

Die Autorin ist Schriftstellerin und evangelische Theologin in der Schweiz

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