Schön und altmodisch

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James Camerons Film "Titanic" hat das Zeug zum Klassiker.

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James Camerons Film "Titanic" hat das Zeug zum Klassiker.

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Sie war das schönste Schiff der Welt. Riesig, wenn ihre Bugwelle verächtlich einen Segelkutter zur Seite schob, winzig, wenn sich ihr Kielwasser auf dem Ozean wie ein einsames Komma auf einem unbeschriebenen Blatt Papier ausnahm. Unsinkbar, wie ihre Ingenieure glaubten, doch schließlich begraben auf dem Meeresgrund, die alte Pracht von Salzwasser zerfressen. Der bekannte Hollywood-Regisseur James Cameron ("Abyss", "Terminator") entführt den Zuschauer erst in 3.800 Meter Tiefe, auf das (echte!) Wrack der Titanic, und dann ins Jahr 1912, zur Jungfernfahrt des "Schiff der Träume": Glücksritter suchen nach versunkenen Schätzen und finden eine Zeichnung - eine 101jährige Überlebende des Unglücks erinnert sich an ihre erste große Liebe und erweckt die Titanic samt ihrer Reisegesellschaft zu neuem Leben: Die First-Class-Passagiere lustwandeln in der Lounge und dinieren unter böhmischen Kristallustern, im Zwischendeck drängen sich die Auswanderer, der Glaube an die Technik ist noch ungebrochen, die Eleganz des Schiffes wichtiger als ausreichende Rettungsboote.

Modernster Technik, enormem Aufwand, historischer Detailtreue und dem Perfektionismus des Regisseurs ist es gelungen, Authentizität zu vermitteln, statt mit Effekten zu protzen. "Titanic" ist kein gewöhnliches Katastrophenspektakel. Cameron wollte Geschichte wieder lebendig machen. Dies ist ihm durch den klassischen Trick der Verknüpfung von historischen Fakten mit einer erfundenen Geschichte gelungen: Der bevorstehende Untergang läßt selbst die glücklichsten Momente melancholisch erscheinen, und die Liebenden (Kate Winslet, Leonardo DiCaprio) ziehen den Zuschauer in ihren Bann und zu sich auf das sinkende Schiff.

Ein schöner, trauriger, altmodischer Film, der das Zeug zum Klassiker hat.

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