SchweSter Beatrix: Danke!

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Politik ist hierzulande über weite Strecken zur Abfolge von Empörungsszenarien verkommen, die vor allem die populistisch wohlfeile Verbotskeule schwingen: Asylobergrenze. Notverordnungen gegen den Flüchtlingsstrom. Burka-Verbot. Gnadenlose Abschiebung von Kriminellen. Asylaberkennung für Asylmissbraucher. Beinahe jeden Tag fällt den in Wirklichkeit gar nicht mehr handelnden Politikern ein neues Schlagwort ein.

Natürlich stehen hinter den täglichen aufpoppenden Un-Worten reale Probleme. Mit "Verbot" oder "Verschärfung" kann offenbar Tagespolitik gemacht werden. Aber keines der Probleme wird irgendeiner Lösung zugeführt. Ein Teufelskreis.

Ein sprechendes Beispiel dazu löste in Tirol der grüne Landtagsabgeordnete Ahmet Demir aus, der auf seiner Facebook-Seite ein Bild zweier Ordensfrauen mit dem Kommentar versah: "Habe zwei Burka-Trägerinnen in Zams gesichtet. Sachen gibt's. Unterdrückte Frauen überall." Der Sturm der Entrüstung ließ nicht auf sich warten: Tirols VP-Klubmann Jakob Wolf sprach von "Respektlosigkeit im höchsten Ausmaß", sein Wiener Kollege Reinhold Lopatka fand den Vergleich "völlig unangebracht" und Landtags-Präsident Herwig Van Staa (VP) nannte diesen "unzumutbar". Der Tiroler FP-Chef Markus Abwerzger forderte gleich Demirs Rücktritt.

Österreichs oberste Ordensfrau, Schwester Beatrix Mayerhofer, reagierte dem gegenüber völlig anders: Sie fühle sich durch das Posting nicht beleidigt. Demirs Vergleich von Ordensfrauen mit muslimischen Burka-Trägerinnen sei wohl "spontan und nicht angebracht", die politischen Reaktionen darauf aber jedenfalls "nicht spontan und nicht angebracht".

Diese verschmitzte Antwort ist eine klare Zurückweisung der empörungsrituellen Spirale, der sich die Politik zurzeit befleißigt. Gott sei Dank gibt es noch Vernünftige im Land wie diese Ordensfrau, die sich intelligent, aber eindeutig weigert, bei der sprachlichen Eskalation mitzutun. Ob die tagespolitischen Akteure schon begriffen haben, wie sehr durch ihre Empörungsrhetorik die politischen und gesellschaftlichen Abgründe immer bedrohlicher werden?

Danke, Schwester Beatrix!

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