Seitensprungprobleme

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Hermann Bahrs "Konzert" lockt in die Wiener Josefstadt.

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Hermann Bahrs "Konzert" lockt in die Wiener Josefstadt.

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Was war das doch 1909 noch für eine Welt, als Hermann Bahrs Lustspiel "Das Konzert" uraufgeführt wurde! Heute kennt fast jeder die Seitensprünge der Prominenten in allen Details aus den Medien, damals waren die Leute vor allem auf Gerüchte - und die Ehepartner mehr als heute auf anonyme Hinweise hinsichtlich der Untreue ihrer Angetrauten - angewiesen.

Aber sonst hat sich wenig geändert: weder die gockelhafte Selbstgefälligkeit vieler erfolgreicher Männer noch deren dutzendweise Umschwärmung durch naiv-heißblütige Frauen. Wer mit dem Techtelmechtel - Stichwort "Damengambit" - beginnt, ist oft nicht mehr zu klären: "Es" fängt halt an. Bahrs Stück war und ist, auch jetzt in der Josefstadt, deshalb so erfolgreich, weil es nicht nur lustig , sondern auch entlarvend wirkt. Richtiges und Wichtiges wird ausgesagt: Beziehung ist auch und vor allem Kommunikation, nicht nur Sex.

Das Ensemble agiert - nach einer auch punkto Ausstattung nicht geglückten Eingangsszene - über weite Strecken hervorragend, aber anders als Kollegen in längst-vergangenen, heute verklärten Inszenierungen. Der Pianist Gustav Heink des Karlheinz Hackl ist kein Grandseigneur, sondern ein großes Kind. Seine Frau Marie gibt Marianne Nentwich eher bieder-großmütig denn listig-rachedurstig. Den Dr. Franz Jura kann wohl nur Heinz Marecek glaubwürdig so quirlig spielen. Therese Lohner als Delfine Jura hat es daneben schwer. Als Regisseur sorgte Marecek alles in allem für eine flotte, unterhaltsame Inszenierung. Nur den Heink umgurrenden Damenflor mit Kathrin Becks Eva Gerndl an der Spitze und den übertrieben löwingerischen Pollinger des Thaddäus Podgorski hätte er etwas einbremsen sollen.

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