Streit um "Paradise Now"

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Einen Film wie diesen habe das europäische Publikum bitter nötig, um die quälenden Fragen rund um Selbstmordattentate vor Augen zu behalten: Mit solchen Worten warb der Furche-Rezensent am 1. September für den Film "Paradise Now", der die Geschichte zweier (präsumtiver) palästinensischer Selbstmordattentäter einfühlsam nachzeichnet - dabei aber in keiner Sekunde derartige Terroranschläge rechtfertigt.

Der Filmstart Ende September, der in der Furche angegeben war, verzögerte sich, erst am 18. November kommt dieser Pflichtfilm über den Nahostkonflikt in die Kinos. Ob die Verzögerung des Starts mit der Diskussion, die "Paradise Now" in Deutschland, zuletzt auch in Österreich auslöste, zu tun hat, entzieht sich unserer Kenntnis. Hierzulande gab es Streit zwischen der Israelitischen Kultusgemeinde und der Jüdischen Filmwoche, bei der der Film auch gezeigt wurde. Der Vorwurf, auf den die Diskussionen hinauslaufen: Der Film leiste Antisemitismus Vorschub.

Nun stimmt es zweifelsohne, dass der aktuelle Antisemitismus oft im Gewand eines "Antizionismus" daherkommt. Allerdings konnte der Rezensent in "Paradise Now" keinerlei Anzeichen dafür entdecken: Natürlich geht es im Nahostkonflikt gewalttätig zu. Natürlich ist Israels Politik darin jedenfalls Gegenstand der Diskussion, das politisch-militärische Verhalten der palästinensischen Seite aber ebenso.

"Paradise Now" schlägt da gerade nicht in altbekannte Kerben, sondern versucht dem Zuschauer einfühlsam nahezubringen, wie aus jungen Palästinensern Selbstmordattentäter werden. Das ist nicht antisemitisch. Doch selbst, wenn der Film eine solche Schlagseite hätte, möchte man als Zuschauer sich selbst die Meinung dazu bilden. Alles andere wäre mehr als ein Anschlag auf die Meinungsfreiheit. Otto Friedrich

P.S.: Die Furche-Rezension von "Paradise Now" ist auch im Internet (www.furche.at) zu finden.

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