Peinigende Fragen über das Töten

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Bei der jüngsten Berlinale heimste Hany Abu-Assads Film "Paradise Now" Begeisterung und Preise ein. Die berührende Geschichte zweier palästinensischer Selbstmordattentäter ist ab 29. September im Kino.

Khaled und Saïd, zwei Freunde aus Nablus im Westjordanland, werden dazu bestimmt, in Tel Aviv einen Selbstmordanschlag zu begehen. Ihre Familien dürfen davon nichts wissen, auch an ihrem voraussichtlich "letzten" Abend nicht. Dann wird der Sprengstoff am Körper befestigt, und die beiden machen sich auf ihren Todesweg. Doch die Operation verläuft nicht wie geplant, Khaled und Saïd werden getrennt und jeder muss für sich Entscheidungen treffen, in denen es um Leben und Tod geht.

Man macht sich kaum Vorstellungen, wie es Regisseur Hany Abu-Assad gelungen ist, im Hexenkessel seiner Heimat, umgeben vom Misstrauen israelischer wie palästinensischer Geheim- und Sicherheitskräfte, einen derart einfühlsamen Film über den alltäglichen Wahnsinn des Nahostkonflikts und die Zerrissenheit der Menschen darin zu drehen. Aber diese Mühe - und die Kunst der Hauptdarsteller Kais Nashef und Ali Suliman- macht "Paradise Now" zu einem eindringlichen Zeugnis, das die Psychologie zweier präsumtiver Attentäter ganz genau einfängt.

Keine der Konfliktseiten wird beschönigt oder verteufelt, irgendwie verstehbar scheinen die Mechanismen der Selbstmordanschläge, und gleichzeitig werden die Zuschauer - ebenso wie die Protagonisten im Film - mit den Fragen des Konflikts gepeinigt: Was hier geschieht hier? Wo verlaufen die Grenzen zwischen Tätern und Opfern? Und vor allem: Wie kann man dem Wahnsinn des Tötens und wieder Tötens entkommen?

Auch "Paradise Now" kann keine Antwort darauf geben. Aber einen Film wie diesen hat auch das europäische Publikum bitter nötig, um diese Fragen vor Augen zu behalten.

Paradise now. D/F/NL/IL/PAL 2005. Regie: Hany Abu-Assad. Mit Kais Nashef, Ali Suliman, Lubna Azabal. Verleih: Constantin. 90 Min. Ab 29. September im Kino.

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